Inzwischen sind bei Hausbesitzern wie der Mieterschaft nicht mehr nur ökologische, sondern insbesondere auch energieeffiziente Lösungen gefragt. Dabei rücken auch wegen der aktuell immer höhergeschraubten Effizienzziele vermehrt ganzheitliche Angebote in den Fokus. Angestrebt wird, über die stärkere Vernetzung einzelner Anlagen- und Ausstattungsteile, ihre noch bessere Nutzung. Im Mittelpunkt bleibt dabei das klassische Smarthome-Versprechen: bei einem Minimum an Einschränkung respektive Sichtbarkeit ein Maximum an Komfort und Sicherheit zu erreichen.
Doch um das im Wohnalltag zu realisieren, reicht es nicht mehr, einfach intelligente Tools zu integrieren. Vielmehr ist eine umfassende Sicht aufs Wohnen zu realisieren, um zudem so energiearm und bei so wenig Umweltbelastung wie möglich den Alltag zu leben. Das Potential ist noch gross, erklärt Mirco De Conto, Teamleiter Sales in der deutschsprachigen Schweiz bei eSMART Technologies, es werden hierzulande mehr als 40 000 Wohnungen pro Jahr neu gebaut werden: «Wir sehen einen klaren Trend, dass in Städten und deren Agglomerationen viele Neubauten mit Smarthome-Systemen ausgerüstet werden und in den letzten Jahren nun vermehrt Bestandsbauten hinzukommen.» Die ländlichen Regionen, wohin Menschen ausweichen, ziehen auch nach, erklärt De Conto die derzeitige Situation. So fragt sich angesichts der gegenwärtigen Krisensituation, welche Smarthome-Entwicklungen nun anstehen, wo in der Branche weitere Differenzierungs- und Optimierungspotentiale bestehen und welche Novitäten dafür in Kürze zu erwarten sind.
Der Abschied von der Insellösung
Eigenverbrauchsoptimierung, effizientes Heizen und energiesparende Beleuchtung sind die wichtigen aktuellen Themen, sagt beispielsweise Philippe Burkhalter, der Stellvertreter Leiter Technik der ISP Electro Solutions in Ostermundigen. Die Elektriker adressieren im ganzen Kanton Bern neben Installationen auch die Gebäudeautomation sowie Photovoltaiklösungen und für Burkhalter ist klar, dass heute nur solche Systeme empfohlen werden, die alle Themen im Bereich Wohnen abdecken können. «Insellösungen können zwar zum Beispiel für Beleuchtungen spannend sein, erfüllen aber unsere Anforderungen an ein Gesamtsystem nicht.»
Derzeit wachse dafür das Interesse auch im Eigenheim-Sektor, «in jeden Neubau gehören Automationssysteme heutzutage ohnehin, wie auch eine schöne Küchenablage Standard geworden ist». Von den Herstellern erwartet Burkhalter dafür grosse Offenheit. Deren Systeme sollten aktuell schon erlauben, «heute noch nicht bekannte Anforderungen zu einem späteren Zeitpunkt zu integrieren». Dass Smarthome-Hersteller zudem einen besonderen Fokus auf die Weiterentwicklung ihrer Produkte in Sachen Energieverbrauch beziehungsweise Energiesteuerung widmen werden, steht für ihn ausser Frage.
Energieeinsparungen im Fokus
Interessant ist, dass auch Rolf Fischbacher, Entwicklungschef beim Spezialisten für Heizung, Klima und Gebäudeautomation der TEM-Gruppe mit Hauptsitz in Chur, konstatiert, dass derzeit das Bewusstsein für ein intelligentes und bedarfsgesteuertes Energiemanagement wächst: «Energie soll nicht unnötig verschwendet werden», was von der Passivenergienutzung dank intelligenter Jalousiesteuerung über die nur bei Bedarf und Belegung beleuchteten und beheizten Räume geht bis hin zur Raumklimasteuerung via CO2-Sensoren. In den letzten Monaten neu hinzugekommen, seien Systeme fürs Energiemonitoring. Die Frage «wo wie viel Energie benötigt wird», ist keine abstrakte mehr, schiebt Fischbacher nach. Weiter unterstreicht auch er, dass ganzheitliche Smarthome-Lösungen auf dem Vormarsch sind. «Kleine Insellösungen werden keine Zukunft haben. Ein gutes Energiemanagement erfordert Kommunikation mit diversen Geräten. Dies geht nur mit einer vollumfänglichen Hausautomationssteuerung», wie man selbst es mit myTEM anbiete, so Fischbacher.
Für ihn ist ohnehin klar, dass Haus- und Gebäudeautomation einen wesentlichen Bestandteil für die Einsparung von Energie ausmachen kann. Fischbacher verweist dazu auf die europäische Norm zur Energieeffizienz von Gebäuden (EN 15232), deren Ziel energieeffiziente Funktionen und Ausführungen im Smarthome sind. Dazu beinhalte sie die Bewertung thermischer und elektrischer Energieformen wie die Heizung, Kühlung, Lüftung, Beleuchtung, Trinkwassererwärmung, bewegliche Sonnenschutzeinrichtung und das technische Haus- und Gebäudemanagement, um den Energieverbrauch jeder Form so gering als möglich zu halten. So lasse sich etwa im Vergleich der Ist- und Soll-Ausstattung in Neubauprojekten auf Basis dieser Norm abschätzen, wie gross die mögliche Reduktion des Energiebedarfs durch die Einführung von Gebäudeautomation und deren Erweiterung ist. Und, betont der TEM-Chefentwickler, dies «ist wiederum für eine sinnvolle Investitionskostenentscheidung wichtig».
«Das tut der Umwelt und dem Portemonnaie gut»
Zwar nennt auch De Conto von eSMART Technologies die Energiekrise als Auslöser eines verstärkten Innovationsdrucks in der Immobilienbranche, den Smarthome-Systeme adressieren können. Nur liege «die Herausforderung mehr darin, dass die Immobilienbranche nach wie vor in dieser Hinsicht sehr zurückhaltend und der Fokus nach wie vor stark auf Lage und Rendite ist. - Die Energiekrise bietet eine Chance, es nun anders zu machen», fügt De Conto an.
Konkret verweist er auf den hauseigenen Energie-Tachometer, über den sich von Anfang an eSMART, das heisst schon seit über 10 Jahren, unter anderem der Energieverbrauch in Echtzeit erfassen lässt. «Kombiniert mit dem eSMART Holiday-Modus, welcher die Heizungsregulierung einfach und simpel automatisiert», lässt sich mit geringem Aufwand auch noch Heizenergie einsparen. «Es ist bewiesen, dass die Bewohner mit diesen und anderen Features von eSMART, im Vergleich zu konventionell gebauten Immobilien, also ohne Smarthome-System zirka 12 bis 15 Prozent an Energie einsparen. Das tut der Umwelt gut und dem Portemonnaie», so der Vertriebler.
Weiter unterstreicht De Conto wie seine Kollegen aus den anderen Unternehmen auch, dass die Vernetzung und Interoperabilität der verschiedenen Gewerke heute ganz oben auf der To-do-Liste der Smarthome-Anbieter stehen. Bei eSMART sei die All-in-One-Lösung das Erfolgsmodell, illustriert er seine Ansicht. Zusätzliche Integratoren, De Conto spricht von «sogenannten Spezialisten», würden nicht benötigt, also die Abhängigkeiten von verschiedenen Akteuren reduziert und ein reibungsloses Zusammenspiel der Technologien garantiert.
Allerdings gibt es hierbei auch komplexe Themen wie die e-Mobility- respektive Ladestation-Anbindung bis hinein in die Abrechnung des Eigenverbrauchs. Nur, warnt der eSMART-Mann, «sollte neben einer zuverlässigen, zukunftsorientierten Technologie, die termingerechte Umsetzung dieser Projekte genauso wenig aus den Augen verloren gehen, wie ein einfach zu bedienendes System auf vorhandener Infrastruktur» kostengünstig anzubieten ist. «Keep it simple and smart», sei das Motto, was heisst, dass «Innovationen, auf den bestehenden Stromleitungen in den Wohnungen nicht nur in Neubauten, sondern auch in Bestandsbauten einfach und unkompliziert eingebunden werden können», so De Conto weiter. Er spricht damit die Powerline-Technologie an, auf der das eSmart-Home-System basiert.
Individualisierung bis hinein ins Lastmanagement
Zur Bedeutung des Energieverbrauchs skizziert Loxone-CEO Rüdiger Keinberger kurz, dass aktuell mehr als 40 Prozent der Energie weltweit für den Betrieb von Gebäuden verwendet wird. Dabei entfallen im privaten Bereich 71 Prozent auf die Energie zum Heizen, die übrigen 29 Prozent zu etwa gleichen Teilen auf die Warmwasserbereitung und den Betrieb sonstiger Elektrik wie etwa die Beleuchtung. Mit einer intelligenten Gebäudesteuerung können hier Einsparungen von 40 Prozent und mehr erreicht werden, so Keinberger (siehe Interview).
Zwar sei bei Loxone das Thema des Energiemanagements schon seit Jahren zentral, um «alle Gewerke in einer mit Loxone umgesetzten intelligenten Gebäudeautomation Hand in Hand» funktionieren zu lassen. Doch nun habe man mit diversen Neuerungen ein neues Level erreicht, sagt Keinberger. Der Miniserver, das Gehirn des Loxone-Systems, sei dazu für gewerbliche wie private Gebäude noch stärker auf Energieeinsparungen ohne Komfortverlust optimiert worden. Dahinter stehe eine gerade laufende Energie-Offensive, die mit einem kostenlosen Update der Loxone Software, rund um den eigenen Konfigurator (Config) sowie die App, mit neuen Modulen und dazugehörigen Visualisierungen gestartet sei.
Zentral für das aktuelle Software-Release sei das lückenlose und ganzheitliche Energiemanagement. Das beinhalte die Erfassung und optimale Steuerung der Energieflüsse für unterschiedliche Zählerwerte. Hinzu komme ein Energieflussmonitor, der die Daten der verschiedenen Zählerbausteine in der Loxone Config abbildet und bis hinab auf den einzelnen Verbraucher kategorisierbar macht. Neu sei dabei, dass der Energieflussmonitor nicht nur die elektrischen Verbraucher anzeigt, sondern auch Informationen zu Wasser-, Wärme- und Gasverbrauch liefere. Weiter führt Keinberger aus, dass die Individualisierung des hauseigenen Energiemanagers vorangetrieben wurde, in Sachen Wallbox seien jetzt einzeln anpassbare Lademodi möglich. Auch erlaube ein Update des Lastmanagements ein für das gewerbliche Gebäude wichtiges Last-Tracking im Viertelstun-den-Takt.
Nun muss abgewartet werden, ob und wie sich solche Innovationen im Alltag und in möglichen Krisenzeiten bewähren. Denn auch das Smarthome von morgen verspricht, bei einem Minimum an Eingriffen ein Maximum an Energieeffizienz, Komfort und Sicherheit und damit optimale Energieeinsparungen ohne Abstriche bei den Annehmlichkeiten des Wohnens. ■