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Olivier Smili, Sicherheitsberater SWS sowie Inhaber und Geschäftsführer der SOS Sicherheit AG in Männedorf: «Die einzelnen Elemente eines Sicherheitssystems sollten erstens immer sorgfältig geplant und bedienerfreundlich aufgebaut sein und zweitens, wo immer möglich, via Kabel miteinander verbunden werden.» Bild: Manuela Talenta.

«Kompromisse darf es nicht geben»

Wer das Zuhause schützen will, setzt immer häufiger intelligente Alarmanlagen ein. Die Angebote sind zahlreich, die Möglichkeiten der Vernetzung mit allen möglichen Geräten sind fast unendlich. Aber wie gut sind solche Systeme wirklich? Und welche Schwachstellen sollte man unbedingt im Auge behalten?

Ein Einbruch ist für die meisten ein einschneidendes Ereignis: Da ist jemand in die Privat-, sogar in die Intimsphäre eingedrungen, hat in Schränken und Schubladen gewühlt und Dinge entwendet oder zerstört, die einem lieb und teuer sind. Die Schweiz gilt zwar als sicheres Land, aber die aktuellste polizeiliche Kriminalstatistik weist für 2021 insgesamt 31 186 Einbruch- und Einbruchdiebstähle aus, das sind durchschnittlich 85 pro Tag. Zwar nimmt die Zahl seit 2012 konstant ab, aber bei null wird sie wohl niemals sein. «Viele Betroffene ziehen nach einem Einbruch aus oder erhöhen die Sicherheit, weil sie sich in ihrem Rückzugsort einfach nicht mehr geborgen fühlen», sagt Olivier Smili. Der Sicherheitsberater ist Inhaber sowie Geschäftsführer der SOS Sicherheit AG in Männedorf. Dieses Unternehmen testet, konfiguriert und installiert seit 20 Jahren in der ganzen Schweiz Sicherheitssysteme in öffentlichen und privaten Gebäuden. Es wurde vom Verband Schweizerischer Errichter von Sicherheitssystemen (SES) zertifiziert.

Den Einbruch erschweren

Der gelernte Elektroinstallateur weiss: «Auch eine Einbruchmeldeanlage kann Einbrüche nicht immer verhindern.» Aber sie kann die Arbeit von Einbrechenden definitiv erschweren – zumal solche Anlagen immer intelligenter werden. Die einzelnen Komponenten kommunizieren miteinander und erledigen ihre Aufgaben schon fast autonom. «Sie erkennen potenzielle Gefahren automatisch, analysieren die Situation, werten sie aus und benachrichtigen die zuständige Stelle», fasst Henry Tröhler zusammen. Bei der Securiton AG in Zollikofen arbeitet er als Leiter Produktmanagement International Einbruchmeldetechnik. Im Verein Sicheres Wohnen Schweiz (SWS) ist er im Bereich Security der zuständige Experte für Einbruchmeldeanlagen.

Ein Gerät, mehrere Funktionen

Die Möglichkeiten, das eigene Zuhause mit smarter Technik zu schützen, sind inzwischen sehr zahlreich. «So kann zum Beispiel das Betreten von Privaträumen und das Ausschalten der Alarmanlage automatisiert werden, indem die eintretende Person über ein Identifikationsmedium wie ein Smartphone identifiziert wird», führt Henry Tröhler aus. «Gleichzeitig führt das Ausschalten der Anlage zum Einschalten des Lichts oder zum Öffnen der Jalousien.» Olivier Smili ergänzt: «Einen Brandmelder kann man so konfigurieren, dass nicht nur die Feuerwehr alarmiert, sondern zugleich die Sprinkleranlage aktiviert wird.» Auch die Kameras einer Überwachungsanlage zeichnen nicht mehr nur das auf, was sich gerade in ihrem Sichtbereich befindet. «Integriert man zum Beispiel Bewegungssensoren, können die einzelnen Kameras jedem folgen, der ums Haus schleicht, und sie erkennen, ob es sich um ein Tier oder einen Menschen handelt.»

Hierarchie muss sein

Smarte Technik zeichnet sich vor allem durch Vernetzung aus. Henry Tröhler: «Gebäude sind intelligent geworden, weil verschiedene Systeme und Sensoren aus unterschiedlichen Disziplinen miteinander kommunizieren können.» Also zum Beispiel Komponenten des Sicherheitssystems mit Komponenten des Smart-Home-Systems. Das kann jedoch zu Konflikten führen, weil die beiden Systeme unterschiedliche Sprachen sprechen und einander deshalb nicht immer richtig verstehen. «Deshalb muss ein System konsequent dem anderen untergeordnet sein», stellt Henry Tröhler klar. «Kompromisse darf es nicht geben. Das Sicherheitssystem muss immer eigenständig funktionieren können.»

Autark und ohne WLAN

Der Austausch von Informationen über öffentlich zugängliche Netzwerke und Schnittstellen sowie der zunehmende Einsatz von mobilen Geräten in Sicherheitsanwendungen würden einige nicht zu unterschätzende Risiken bergen, sagt Henry Tröhler. Das gilt auch für die Art und Weise, in der das Netzwerk aufgebaut ist. So ist von einer Verbindung via WLAN abzuraten. «Denn dieses funktioniert etwa bei einem länger andauernden Stromausfall nicht mehr», sagt Olivier Smili. Die Sicherheit ist dahin – und der Einbrecher reibt sich die Hände. «Deshalb sollten die einzelnen Elemente eines Sicherheitssystems erstens mit genügend Notstrom-Batterien – vom Errichter berechnet werden und zweitens wo immer möglich via Kabel miteinander verbunden sein – oder alternativ mit einer intelligenten und sicheren Funkkomponente ausgestattet werden, wenn keine Kabel gelegt werden können», so der Sicherheitsberater aus Männedorf. «Will man mit mobilen Geräten auf das Netzwerk zugreifen, sollte man dies zudem nur über eine sichere Verbindung wie ein VPN tun oder, noch besser, mittels Tongle, also einer verschlüsselten Codierung.»

Schutz vor Hacking

Eine weitere Herausforderung bei intelligenten Sicherheitssystemen ist das Hacking. «Cybersicherheit ist vor allem bei Anlagen, die mit Fremdsystemen vernetzt sind, ein grosses Thema», sagt Henry Tröhler. Deshalb richtete der SES vor rund drei Jahren die Arbeitsgruppe Cyber Security ein. Zu ihren Aufgaben im Verband gehört es, auf mögliche Schwachstellen eines Sicherheitssystems aufmerksam zu machen sowie daraus resultierend Richtlinien zu erarbeiten und Prozesse zu definieren, mit denen gearbeitet wird. «Es geht dabei um Fragen wie: Wie wird der Zugriff auf das System geschützt – vor Ort und aus der Ferne? Welche Daten werden wo gespeichert, und wer hat in welchem Fall Zugriff darauf?», erläutert Henry Tröhler.

Sicherheit ist nicht gratis

Wer die Sicherheit des Zuhauses mit smarter Technik erhöhen will, muss bereit sein, einen ordentlichen Batzen zu investieren. Je nachdem, welche Ansprüche man hat, ist mit einem vier- bis sechsstelligen Betrag zu rechnen, sagen sowohl Henry Tröhler als auch Olivier Smili. Letzterer fügt an: «Natürlich kann man auch für ein paar Hundert Franken Do-it-yourself-Systeme kaufen. Allerdings gibt es solche vor allem von IT-basierten Anbietern, bei denen die Sicherheit nicht immer an erster Stelle steht, weshalb nicht an das gedacht wird, woran wir denken: Die Sicherheit steht an erster Stelle.» Tatsächlich bestünde ein nicht unwesentlicher Anteil der Arbeit seines Unternehmens darin, bestehende Anlagen zu verbessern oder gar ganz zu ersetzen, weil zuvor rumgefuhrwerkt worden sei. «Bei einer Einbruchmeldeanlage darf man sich keine Fehler leisten. Es ist schliesslich ein grosser Unterschied, ob aufgrund einer falschen Verdrahtung ein Lichtschalter nicht funktioniert oder ob deshalb ein Fenster nicht mehr geschützt ist.» Aus diesem Grund müssen zertifizierte Anlagen besondere Anforderungen erfüllen. Olivier Smili: «Unsere Technikerinnen und Techniker können sich zum Beispiel bei unserem System nicht ausloggen, wenn irgendwo noch ein Fehler angezeigt wird. Sie müssen ihn suchen und beheben – erst dann kommen sie raus.»

Massnahmen kombinieren

Nun ist es aber nicht immer möglich, ein intelligentes Sicherheitssystem einzurichten – sei es aufgrund der Finanzen oder weil man Mieterin, Mieter und nicht Eigentümer, Eigentümerin ist. In solchen Fällen raten Henry Tröhler und Olivier Smili zu einfacheren Massnahmen. «Am Anfang steht natürlich das Verschliessen von Türen und Fenstern, wenn man ausser Haus ist. Die meisten Einbrüche passieren zwischen 15 und 19 Uhr: Die Menschen kommen von der Arbeit nach Hause, man bringt die Kinder noch rasch zum Fussballtraining und so weiter. Da kann es schnell passieren, dass man nicht abschliesst oder vergisst, die Alarmanlage einzuschalten. Weil in dieser Zeit oft ein reges Kommen und Gehen herrscht, fällt es zudem den Nachbarn nicht unbedingt auf, wenn da jemand kommt, der eigentlich nicht hierhergehört.» Auch Zeitschaltuhren können den einen oder anderen Einbrecher von seinem Vorhaben abbringen. Sie simulieren Anwesenheit, indem sie den Fernseher oder ein Licht zu bestimmten Zeiten ein- und ausschalten. Henry Tröhler: «Der wirksamste Schutz vor Einbrüchen wird durch eine Kombination aus mechanischen, elektronischen und organisatorischen Massnahmen erreicht.»