Nur schon eine oberflächliche Betrachtung der Ansprüche des intelligenten Wohnens zeigt, wie stark die Komplexität der Hausautomation inzwischen gewachsen ist. Nur schon bei der Steuerung von Licht, Heizung und Klima, sowie Türen und Storen den Überblick zu behalten, ist anspruchsvoll. Immer schwieriger wird es, wenn es nicht mehr nur um die Verbesserung des eigenen Wohn- und Lifestyles geht. So wurde gerade im letzten Jahr jedem klar, dass intelligente Wohnqualität mehr als nur Privatsache ist: In der Krise ist noch viel stärker als früher der Stromverbrauch in Fokus gerückt. Transparenz ist gefragt, wie mit extern und besonders auch selbstproduzierter Energie umgegangen wird. Aber nicht nur Energiesteuerung und Komfortausbau müssen Hand in Hand gehen, gefragt ist die Bilanzierung der Energieflüsse eines Hauses respektive ganzer Quartiere, sagt Tobias Stahel.
Denn für den Geschäftsführer von der Smart Energy Link (SEL), einem Ableger vom Zürcher Energiedienstleisters Energie 360 Grad, ist klar, dass die moderne Haustechnik eine schier unbegrenzte Zahl von Möglichkeiten in Sachen Heizung, Kühlung, Lüftung, Solarstrom, Elektromobilität, Gebäudeautomatik und eben auch Smarthome birgt. Entsprechend komplex seien aber auch die Systeme. "Wer es versteht, mit dieser Komplexität umzugehen und die Haustechnik integral zu denken, gewinnt in Ökologie, Wirtschaftlichkeit und Komfort", heisst es denn auch bei SEL, wo man von der Planung über den Bau und vor allem für den Betrieb eine ganzheitliche Betrachtung rund um die Energiesysteme verspricht.
Strom sparen und Komfort gewinnen
Wie nötig es ist, derartige Versprechen auch tatsächlich Alltag werden zu lassen, erklärt auch Urs Columberg, Chef und Besitzer des Zürcher Elektroinstallateur-Unternehmens Heinz Bär. Denn das «Einsparen von Strom ist überall ein Thema, genauso wie die Realisierung von Komfortgewinnen». Entsprechende Ansprüche stellen laut Columberg heute Firmen- genauso wie Privatkunden. Dabei sei jedoch zu beachten, dass der Fokus auf den Energieverbrauch beim Bau unter anderem auf Seiten Energieversorger, Netzplaner, Architekten und auch bei den Produkteherstellern schon lange besteht. Columberg erinnert hier zum Beispiel an die Ziele der Minergie-Initiative, die bereits vor der Krise bestanden: «Aktuell seien diesbezüglich Verbesserungen nicht wirklich bemerkbar, ob sich die in Zukunft deutlicher zeigen, bleibt abzuwarten».
Hohe Ziele, kaum Resultate
Als Praktiker, der eine enge Zusammenarbeit mit Architekten, Verwaltungen und privaten Hauseigentümern pflegt, weiss man bei Heinz Bär Elektro, dass alle Bereiche der Elektroinstallation betroffen sind. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Neu- oder Umbauten handelt oder Ein- und Mehrfamilienhäuser oder Gewerbebauten adressiert werden. Aktuell zeige sich auch in der Schweiz, dass angesichts all der Krisenszenarien im Rahmen der Energiekrise «noch zu wenig gemacht worden ist für die Stromproduktion. Wir benötigen auch künftig für Wärmepumpen oder E-Autos und vieles andere immer noch viel Strom, den wir derzeit nicht selbst produzieren.» Hier könnten Smarthomes und die intelligente Stromversorgung eine bedeutsamere Rolle übernehmen.
Das gelte besonders für die optimale Energie-Eigennutzung, wenn beispielsweise nur schon PV-Anlagen (Photovoltaik) mit Smart-Meter-Technologie kombiniert werde, so Columberg weiter. Heinz-Bär-Elektro habe schon diverse Solaranlagen und Wärmepumpen manchmal auch mit Energiespeichern installiert und realisiere auch Smarthome-Bereiche von der Lichtsteuerung bis hin zur Steuerung unterschiedlichster Peripheriegeräte im Büroumfeld. Gefragt seien Gesamtlösungen für die Energieversorgung, wie sie über die eigene PV-Anlage bei Einfamilienhäusern ja auch definitiv schon umgesetzt seien, schiebt er nach. Zentral sei für den umfassenden Blick aber die Kompetenz, optimal beraten zu können. Zumal «jedes EW eigene Vorgaben macht, weshalb das Zusammenspiel stimmen muss», so Columberg.
Integration ist kein Hindernis
Auch SEL-Chef Stahel unterstreicht diesen Aspekt, zumal die Beratung und Umsetzung von Energielösungen zu seinem Kerngeschäft gehört. Im Mittelpunkt steht dabei der SEL-Server als intelligentes Managementsystem für einen optimalen Eigenverbrauch, über den alle relevanten Komponenten gesteuert werden: Wärmepumpen, Haushaltsgeräte, Autoladestationen, Elektroboiler und Batteriespeicher. Zudem lasse sich über die entsprechenden Schnittstellen beispielsweise via KNX-Systeme oder solche von Loxone über Zusatzmodule eben auch Smarthome-Installationen integrieren. Solarstrom vom Dach wird direkt dort verbraucht, wo er benötigt wird. Das eigene Gebäude wird zum Kraftwerk und die Steuerung, verspricht SEL, ist unkompliziert zu installieren, nutzt im Alltag erprobten Technik und hat sich im Betrieb bewährt.
Dabei wird mittels Smart Meter im Viertelstundentakt automatisch der Strom-, Wasser-, Wärme- und Gasverbrauch ausgelesen. Auf dieser Datenbasis wird dann unter anderem der Eigenverbrauchs- und Autarkiegrad ermittelt. Die anonymisierten Daten, erklärt Stahel weiter, dienen als Grundlage für die smarte Steuerung von Produktion und Verbrauch. Das offene, lernfähige System erlaube aber nicht nur individuelle Anpassungen, sondern bilde auch alle Daten in einem Kundenportal transparent ab. Eine Bilanzierung also, die massgeblich der Optimierung des Energieverbrauchs beiträgt. Wenig verwunderlich unterstreicht Stahel denn auch, dass sich SEL als Dienstleister fürs Energiemanagement versteht. Denn vom im Stromzähler verbauten SEL-Server sind über die entsprechenden Bus-Systeme auch die Daten des Wasser- und Wärmeverbrauchs in den Wohnungen integriert.
Die Krise als Treiber
Als Treiber dieser Entwicklung sieht auch Stahel die Entwicklungen des vergangenen Jahres, auch wenn die Entwicklung schon früher eingesetzt habe. Mit der Energiekrise sei die Transparenz beim Energieverbrauch zentral geworden. Genauso habe mit dem Thema Versorgungssicherheit die Energieeigenproduktion an Bedeutung gewonnen und die kriegsbedingte Ölknappheit habe in Sachen Elektromobilität den Fokus auf intelligente Ladesystemen gelenkt. Insgesamt, resümiert Stahel, werde der «Impact von intelligenten Energiekonzepten heute erkannt». Das reiche von der Eigenverbrauchssteuerung bis zur Smarthome-Integration in die Systeme zur Gebäudeautomation, wovon nicht zuletzt dasBuilding Information Modeling (BIM) profitiere, dass der Baubranche mittels Digitalisierung neue Freiräume und mehr Effizienz erschliesst
Vielfach mache sich diese Entwicklung allerdings derzeit erst im Bereich Neubauten bemerkbar, hält Stahel fest. Allerdings käme man künftig nicht darum herum, trotz der erschwerten Ausgangslage auch die Bestandsliegenschaften zu adressieren, wenn die Energiewende gelingen soll. Die intelligenten Managementsysteme selbst sind laut Stahel kein Problem mehr. Sie erlauben eine so einfache und intuitive Bedienung, Stahel spricht von «Nutzerinteraktion», dass inzwischen auch der früher betonte digitale Generationenkonflikt keine Rolle mehr spielt. Ablesen lasse sich das daran, dass smartes Wohnen längst zu einem wesentlichen Element des Wohnens im Alter geworden ist. – Wie Columberg betont auch Stahel die nötige Gesamtsicht im Engagement für die Energiewende. Beitragen kann dazu, so sein Fazit, wenn die Verbindung von Smarthome und Smartenergy Hand in Hand geht, also die Integration von Komfort, Entertainment und Sicherheit mit der energietechnischen Optimierung gelingt.