Ablauf einer Schwimmbadsanierung im 3D-Modell
Am Beginn des Prozesses stand ein Laserscanner, welcher die 1968 erbauten Räume des Lernschwimmbads in Greifensee, ZH, millimetergenau abtastete. Millionen von geometrischen Punkten wurden gesammelt und abgespeichert. Aus dieser Laserpunkt-Wolke erstellte der Generalplaner der Gesamtsanierung, die Hunziker Betatech AG, in Zusammenarbeit mit Isler Architekten ein massstabgetreues, genau vermessenes 3D-Modell.
Basierend darauf entwarf das Fachteam auf dem Computer das zukünftige neue, mit heller Holzdecke bestückte und farbenfrohe Garderoben beinhaltende, moderne Lernschwimmbad. Das aktualisierte Modell stellten sie allen beteiligten Werken für die Planungsarbeiten, unter anderem für die Badewasseraufbereitung, Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektrotechnik, zur Verfügung.
Die Daten wurden bei den Fachplanern in die hausinternen Programme importiert und sie begannen, die technischen Installationen zu planen.
Was ist BIM und wie funktioniert es?
Der Gebäudetechniker Eddie Sixt war in diesem Projekt von der ersten Stunde an mit von der Partie: In seiner Ausbildungszeit hat der gelernte Lüftungszeichner für die Gestaltung von Plänen Bleistift und Tusche zur Hand genommen. Diese Instrumente gehören aber schon seit längerem der Vergangenheit an, und seit 1997 arbeitet er am Bildschirm auf CAD-Systemen. Und heute konstruiert er nach BIM Richtlinien.
BIM ist keine einzelne Software – sie ist eine Planungsmethode, welche sich die Möglichkeiten der digitalen Modelle zunutze macht. Dabei werden Planungs-/Beschaffungs-/Bauprozesse miteinander zu einem Ganzen verwoben. «Ich gestalte zwar die Pläne auf dem Computer in 2D. Die Inhalte können aber direkt auch in 3D-Ansicht betrachtet werden», erklärt der Fachmann. Und das besonders Wertvolle an der Arbeit mit BIM: Jedes Infrastruktur-Bauteil ist im System mit vielen Informationen über dessen Eigenschaften wie Material, Dimensionen, Hersteller usw. abgespeichert.
Die Informationen zum Beispiel über eine einzubauende Wand, eine anzubringende Leitung, eine aufzuhängende Lichtinstallation sind unkompliziert mit einem Klick auf die Elemente abrufbereit.
Architekten arbeiten ebenfalls mit BIM
Nach der Planungsphase schicken die einzelnen Fachplaner der Werke ihre erarbeiteten Daten dem Architekten Christian Schärer zurück. Er fügt im Programm Solibri alle Teilmodelle zu einem Ganzen zusammen. Das Resultat ist ein klärender und umfassender digitaler Zwilling des geplanten neuen Lernschwimmbads.
Mittels eines automatischen Checks und eines selber durchgeführten visuellen Kontrollgangs werden die entstandenen Kollisionen von Leitungen, Apparaturen usw. entdeckt, gesammelt und aufgelistet.
Die BIM-Methode ist zeitsparend und effektiv
Während regelmässig stattfindenden Sitzungen aller Fachplaner werden die «Störfaktoren» im 3D-Modell auf dem Grossbildschirm gemeinsam bearbeitet und Lösungen eruiert und definiert. «Diese sehr intensiven Sitzungen verlangen von allen Beteiligten höchste Konzentration», erklärt Schärer.
Der Besprechungsraum ist nicht mehr wie früher mit vielen einzelnen Plänen belegt und die Klärungsgespräche werden nicht mehr zeitintensiv mit jedem einzelnen Gewerk durchgeführt, sondern alle Anwesenden sind gleichzeitig bei der Erarbeitung der besten Lösung involviert.
«Die gemeinsamen Diskussionen sind spannend und sehr lebendig. Sie fördern das Verständnis füreinander und die gegenseitige Wertschätzung für die Fachbereiche wächst.» Für den Architekten ist es deutlich zu erleben, dass die Welt der digitalen Planung die Menschen nicht entfremdet, sondern verbindet.
Weitere Vorteile durch „Building Information Modeling“
Effizient, schnell, klärend – die Arbeit mittels BIM hat für die Projektgruppe noch einen weiteren grossen Vorteil: Die Bauarbeiten starten erst, wenn der digitale Zwilling vollständig geplant und durchdacht ist. Auch kann dank des digitalen Zwillings das Bauvorhaben der Bauvorherrschaft eingängig visuell unter anderem mit der VR-Brille demonstriert werden.
Dies bestätigt Barbara Rodrigues, Behördenmitglied der Primarschulpflege und zuständig für Liegenschaften und Finanzen: «Für nicht geübte Planleser ist die 3D-Visualisierung und die Begehung des Modells optimal.» Sie hat ihrerseits der Lehrerschaft in Greifensee das Projekt mittels des visuellen Modells präsentiert.
Die Anwesenden waren begeistert und die Grundstimmung zum Vorhaben somit von Anfang an positiv. «Dank der Visualisierung muss nicht viel erklärt werden und sie vereinfacht die Klärung von Details.» Die 3D-Gestaltung und der Projektprozess basierend auf BIM fördern einen offenen Umgang mit Problemen und führt zu schnellen Lösungen.
«Wir hatten eine offene Kommunikation in der Baukommission, und der Ablauf des Projekts war sehr positiv und effizient», so Barbara Rodrigues.
«Das digitale Arbeiten mittels BIM hat die Zusammenarbeit der Beteiligten sehr verändert und geprägt», sagt auch Eddie Sixt zurückblickend. Mit dem Architekt Christian Schärer wird er sich schon bald wieder regelmässig treffen. Die Hallenbäder in Hinwil und Bauma werden saniert, und dies ebenfalls basierend auf der digitalen Planung. «Ich freue mich auf das Projekt und die Weiterentwicklung unserer Werkzeuge und Zusammenarbeit», so der Gebäudetechniker.