Die Betreiber von Stromverteilnetzen stehen vor grossen Herausforderungen, denn mit der Förderung der neuen erneuerbaren Energien ist die Anzahl dezentraler Energieerzeugungsanlagen wie Photovoltaikanlagen stark gewachsen. Der Trend in Richtung erneuerbare Energien wird weitergehen und längerfristig vermehrt zu Schwankungen und unregelmässigen Belastungsspitzen im Stromnetz führen. Damit die Netzstabilität auch in Zukunft gewährleistet ist und kostspielige Netzausbauten minimiert werden können, setzen die vier Unternehmen Adaptricity, AEK, Alpiq und Landis+Gyr zusammen mit dem Kanton Solothurn im Pilotprojekt SoloGrid auf künstliche Intelligenz. Die Technologie GridSense wird dabei in der Gemeinde Riedholz bei Solothurn an rund 40 Einfamilienhäusern und Wohnungen in der Praxis eingesetzt. In einem 18 Monate dauernden Test wird untersucht, wie GridSense die grossen Stromverbraucher wie Wärmepumpen, Boiler, Hausbatterien und Ladestationen für Elektrofahrzeuge steuert und Messdaten von Photovoltaikanlagen für den optimalen Netzbetrieb einbezieht. GridSense sorgt dafür, dass das Stromnetz stets optimal ausgelastet ist und optimiert auch den Eigenverbrauch der Kunden. Idealerweise wird der selbst erzeugte Strom aus Photovoltaik entweder im eigenen Haus oder innerhalb des Quartiernetzes verbraucht.
GridSense erlernt Nutzerverhalten mit künstlicher Intelligenz
Alpiq hat die Technologie GridSense zusammen mit der Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana (SUPSI) entwickelt. Die Technologie besteht im Kern aus mehreren Algorithmen. Diese messen permanent Parameter wie Netzbelastung, Stromverbrauch und Stromerzeugung, beziehen Wetterprognosen sowie Stromtarife ein und erlernen das Verhalten der Strombezüger mittels künstlicher Intelligenz. Mit diesen Informationen optimiert GridSense den Einsatz von Stromverbrauchern und Stromerzeugern. Die Technologie bricht Belastungsspitzen im Stromnetz, gleicht die Lasten aus und stabilisiert das Verteilnetz. Das Bundesamt für Energie zeichnete die Technologie im Januar 2015 mit dem Energiepreis Watt d’Or aus und nahm das Projekt SoloGrid in das BFE-Leuchtturmprogramm auf.
Herausforderungen für die Verteilnetzbetreiber
Im Projekt SoloGrid untersuchen die vier beteiligten Unternehmen zusammen mit dem Kanton Solothurn, inwieweit sich ein Stromverteilnetz selbständig dezentral ausgleichen kann. Die Erkenntnisse sind unter anderem für die AEK Energie AG besonders wichtig. AEK erhofft sich aus dem Projekt SoloGrid wichtige Erkenntnisse für den zukünftigen Netzbetrieb und die Netzplanung.
Neben der Technologie GridSense setzen die Unternehmen in ihrem Projekt eine zweite Innovation ein, die Software DPG.sim. Sie wurde von Adaptricity entwickelt, einem Spin-off der ETH Zürich. Die neue Software simuliert die dezentrale Dynamik in einem Stromverteilnetz. Die Simulation ist nötig, weil es praktisch unmöglich ist, die unterschiedlichsten Netzsituationen in der Realität darzustellen. Deshalb simuliert DPG.sim alle für die Analyse gewünschten Netzszenarien und ergänzt sie passgenau mit den Messungen aus dem Pilotnetz der Gemeinde Riedholz.
Stromzukunft erfordert intelligente Technologien
Landis+Gyr stellt dem Projekt SoloGrid wichtige Erfahrungen aus Smart Metering-Projekten zur Verfügung, die in der Schweiz und dem Ausland bereits realisiert wurden. Die in Riedholz ausgelieferten Zähler sind Messinstrumente für zahlreiche Parameter und geben unter anderem den Netzzustand als Basis für die Bereitstellung wichtiger Informationen für GridSense weiter.