Bei Frau und Herrn Schweizer sind smarte Geräte sehr beliebt, kaum jemand mag auf Smartphone und Co. verzichten. 80 Prozent habe mindestens ein solches Produkt im Einsatz, wie neuste Umfragen der Universitäten St. Gallen und Luzern im «Smart Products Report 2020» gezeigt haben. Darin wurden Produkte in den Bereichen Haushalt, Unterhaltung, Gesundheit und Sport, Hausautomation sowie Mobilität abgefragt. Es zeigte sich, dass der Rückgriff auf smarte Tools neue Annehmlichkeiten birgt. Als Beispiele dafür werden das intelligente TV genannt, dass in fast jedem dritten Schweizer Haushalt läuft und smarte Staubsauger, auf die hierzulande bereits jeder fünfte setzt. Als vorteilhaft wird der so mögliche Zeitgewinn von rund zwei Stunden pro Woche genannt. Der Komfort und Effizienzgewinn gehört auch zu den zentralen Argumenten für ein Smarthome, genauso wie das Versprechen, weniger Energie zu verbrauchen, dass damit Hand in Hand geht.
Doch die weite Verbreitung intelligenter Helfer im Haushalt kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es an Gesamtsystemen oft noch fehlt. Man ist an ältere Fahrzeuge erinnert, die mit Navigationsgeräten oder einer Freisprechanlage nachgerüstet werden. Der Vergleich mit modernen Fahrzeugen zeigt, welchen Weg das intelligente Wohnen noch vor sich hat und welche Potenziale im Smart-Home-Markt schlummern: Jedes Auto hat heute elektrische Fenster, Navi, Rückfahrkamera und Klimaanlage, doch daheim kurbeln viele ihre Jalousien noch von Hand hoch und runter. Hier werkeln Gesamtsysteme, die zentral gesteuert werden.
Über sie lassen sich täglich rund 150 manuelle Griffe in den eigenen vier Wänden automatisieren. Allein die Absenkung der Raumtemperatur um nur ein Grad spart bis zu acht Prozent der Heizkosten. Es sind solche Optimierungsansprüche, die für das Smart Home sprechen. Wobei die automatische Steuerung der Heizung nur ein Element eines intelligenten Daheims darstellt. Ein mit entsprechenden Komponenten ausgerüstetes smartes Haus verspricht seinen Bewohnern, im Jahr auf gut 50000 Handgriffe verzichten zu können, die sie bisher pro Jahr fürs Schalten und Steuern im Wohnalltag aufzubringen hatten.
Smart Home sollte mehr als Marketing sein
Urs Wenger, Geschäftsführer des in Bern ansässigen Smart-Home-Herstellers Wahli, nennt den Rückgriff auf Einzelkomponenten, die oft nicht besonders teuer sind und in jedem Bauhaus oder Onlineshop zu haben sind, denn auch «Basteln». Er warnt Elektriker davor, sie einzusetzen. Langwährende Qualität sei damit nicht zu garantieren. Das weit verbreitete Marketing für Smart-Home-Geräte habe den Markt zwar durchaus belebt, doch dürfe das nicht über die Ansprüche hinwegtäuschen, die von Gesamtsysteme für die Gebäudeautomation erwartet werden müssen, führt er aus. Hierfür werden höhere Ansprüche gestellt, die Installateure müssten für sie bei ihren Kunden werben, ein Bewusstsein für die Möglichkeiten schaffen. Dabei gehe es keineswegs nur darum, dauerhaften Support oder regelmässige Updates zu liefern.
Jedenfalls ist Wahli mit seinen unter dem Namen Twiline hergestellten Systemen schon seit 1991 am Markt präsent. Und die Wartung, Reparatur, Erweiterungen und Erneuerungen der inzwischen entwickelten Anlagengenerationen sind bis heute gewährleistet, wie Wenger sagt. Abgedeckt wird das ganze Spektrum der Gebäudeautomationssysteme: Licht, Storen, Lüftung, Heizung und Sound lassen sich individuell je nach Raum und den Bedürfnissen der Anwender steuern.
Und Wenger verweist auf die Geschichte des intelligenten Wohnens. Vieles davon werde schon seit vielen Jahren von meist wohlhabenden Bauherren genutzt. Unter dem Marketing-Begriff Smart Home seien diese Systeme in den letzten Jahren immer mehr insbesondere auch technikaffine Menschen zugänglich geworden. Wenger spielt damit auf die Dynamik an, die seit der Einführung des Smartphones auch der Gebäudeautomation starken Auftrieb gegeben hat. Heute ist klar, dass jeder, der ein Smartphone nicht nur zum Telefonieren nutzt, ein potenzieller Smart-Home-Kunde ist. Noch fristet die Branche zwar ein Nischendasein, doch bei immer mehr Bauvorhaben interessieren sich die Menschen inzwischen für die Intelligenz, die den Wohnalltag vereinfachen hilft.
Kein Wunder also, dass der Wahli-CEO Wert darauf legt, die Elektriker, die Twiline-Systeme verbauen, entsprechend zu schulen. Zwar seien die Systeme durchaus selbsterklärend, aber man biete auch Workshops dafür an, die etwa zwei Tage beanspruchen. Dann sei man in der Lage die Elemente der Twiline-Systeme fachgerecht zu installieren. Inzwischen habe man in der gesamten Schweiz und Österreich Smarthomes realisiert, so Wenger. Wer Twiline verbauen lässt, das ist der Anspruch, erhält ein vollintegriertes Komforthaus.
Die wichtigsten Geräte baut man bei Wahli selbst, die Smart-Home-Zentrale mit den Anschlusspunkten zu den Peripheriegeräten. Aber auch die Aktoren und Sensoren kommen von Wahli. Zahlreiche Funktionen sind so vorbereitetet, dass sie im Haus frei zusammengestellt werden können. Die Steuerzentrale basiert auf einer Linux-Plattform mit integrierter Web-App und LAN-Anschluss, über den auch die Anbindung von Produkten anderer Hersteller erfolgt.
Welche Funktionen in welcher Art zum Einsatz kommen, wird mit den Bedürfnissen der Bauherren abgesprochen. Die Realisierung liegt dann in den Händen von den Systemspezialist, bei denen es sich in der Regel um den Elektriker vor Ort handelt.
Profis lassen sich nicht begrenzen
Konkret verweist man bei Wahli auf die stetig steigenden Ansprüche an die Lichtsteuerung. Komplette Lichtsteuerung mit der Integration von immer mehr Leuchten zu Szenarien, die Einbindung von Sensoren aus verschiedenen Quellen wie Schaltuhren, Helligkeitssensoren und Bewegungsmeldern ist mit einfachen Steuergeräten oft nicht mehr zu lösen. Wer die Breite des Potenzials ausschöpfen will, ist auf Subsysteme wie DALI angewiesen. Das DALI-Modul integriert, um im Beispiel zu bleiben, bei der Lichtsteuerung bis zu 64 Teilnehmer in 16 Gruppen. Die Zuordnung geschieht durch die einfache Parametrisierung auf der Geräteoberfläche.
Es ist diese Professionalität, die selbstverständlich auch für die Steuerung der Heizung, Storen und so weiter gewährleistet ist, die laut Wenger der Zusammenstellung von einzelnen smarten Produkten weit überlegen ist. Dass Twiline auch die WLAN-Anbindung ermöglicht, Web-Anbindung erlaubt, ist selbstverständlich. Das Besondere ist aber, dass der Hausbewohner selbst darüber bestimmt, ob er seine Smarthome-Daten über einen gesicherten Zugang online verfügbar machen will. Nicht zuletzt in Sachen Datensicherheit ein zentraler Vorteil.
Schliesslich erwähnt Wenger noch die Vorteile einer verkabelten Infrastruktur, die Twiline bietet. Denn sie seien im Unterhalt sehr einfach und die benötigten Komponenten meist günstig. Und trotz höherem Installationsaufwand, seien sie nicht selten kabellosen Systemen überlegen, weil diese zwar flexibler, schneller installiert und in Betrieb genommen sind, doch der Unterhalt respektive Störungseingrenzung oft sehr aufwändig ist. Zudem seien die Funkkomponenten meist teurerer und deren Lebensdauer um einiges kürzer als konventionelle Sensoren oder Aktoren.