Smart Home

(Bild: zVg)

D-shape-Vakuum-Roboter von NEATO Robotics. (Bild: Jean-Pierre Reinle)

Unter anderen Vorzeichen

Anfang September hat in Berlin die etwas andere IFA stattgefunden. Gadgets rund um Smart­home, IoT, Gebäudeautomation und Unterhaltungselektronik waren zu erleben und einiges zu den Trends zu erfahren.

«Welcome to the (new) real world», begrüsste Jens Heithecker, Executive Vice President Messe Berlin Group/IFA Executive Director, die Journalisten aus aller Welt und ergänzte: «Während der Pandemie haben wir realisiert, wie wichtig die digitale Industrie sein kann.» Und wir würden dabei oft die Wichtigkeit deren Komponenten vergessen, wie relevant diese als Rückgrat zur Umsetzung von wünschbaren Optionen sei. Es ginge seit der Covid-19-Krise vielmehr darum, bis vor Kurzem unbekannt gewesene Herausforderungen zu lösen,  als lediglich ein weiteres «Funky Toy» auf den Markt zu bringen. Zufrieden zeigte sich auch GFU-Chairman Kai Hillebrandt zur diesjährig notgedrungen verspätet stattfindenden Messe: «Nach dem Lockdown bieten wir der Home-Electronics-Industrie die erste Möglichkeit, innovative Lösungen und Produkte live zu präsentieren.» Immerhin habe sich die Branche positiverweise als höchst widerstandsfähig erwiesen. Insbesondere sei diese imstande, eine breite Palette an Dienstleistungen und Produkten anzubieten, welche sowohl fürs Home­office als auch das folglich noch verstärkt smarte «Home Sweet Home» unabdingbar wären. Kaum anders zu erwarten gewesen, hat sich das Konsumverhalten während der Pandemie enorm verändert. «Allerdings hätte sich die Branche diesem Umbruch eh schon vor Corona stellen müssen, das Virus hat die Entwicklung lediglich massiv beschleunigt» so GFK-CEO Peter Feld.

Neuheiten

Dementsprechend hat LG Electronics CTO & Executive Vice President I.P. Park den Wechsel im Lifestyle der Konsumenten mit deren adaptierten Konsumwerten unter dem Thema «Life's Good From Home» ausgeführt. Für den spezifischen Bereich Smarthome entwickelte LG etwa den ThinQ Home Concierge als Schnittstelle für sämtliche angeschlossenen Geräte und die effiziente Kontrolle aller Sensoren im Hause. Mit diesem können Nutzer beispielsweise Familienmitglieder zum Essen rufen. ThinQ Fit erlaube per «See my measures»-Foto Kleiderbestellungen von zu Hause aus. Zudem führt die Firma das Medical Display für besseres, gesünderes und glücklicheres Leben mit u. a. Air Purifying sowie in der Küche neue Öfen für Pizzen wie aus dem Holzofen ein. Weitere Themen aus dem innovativen Hause lauten personalisierte Proactive Customer Care & Connection sowie The Off Connectedness für Homeoffice inklusive Zero Energy und ESS Energy Storage System. Der Konzern entwickelte ausserdem u. a. die True Steam Technology für Waschmaschinen, Trockner und Geschirrspüler, welche die meisten schädlichen Bakterien abtöten würden. Für den erstbenannten Bereich lassen sich nicht nur Masken, sondern ebenso Sweat- und T-Shirts, Hemden, Jeans usw. nahezu keimfrei und häufiger in wesentlich kürzerer Zeit waschen. Als Unternehmung, die den B2C- UND B2B-Markt bedient, hat LG neu die PuriCare-Maske, einen tragbaren Luftreiniger und eine smarte Thermal­kamera im Angebot. Wozu für LG unter dem Titel «Truly Smart Home – Let's Think Home» ebenso die Segmente Sicherheit, smarte Räume mit elektronischen Cheminées und Wandpanoramen sowie last but not least Unterhaltung gehören.

Auch BSHs Chief Marketing Officer Matthias Ginthum betonte, dass die Coronapandemie den Trend jüngerer Jahre verstärkt hätte: «Das Zuhause ist das Zen­trum unseres Lebens; denn hier kreieren wir das Umfeld unseres täglichen Lebens, welches uns Lebensqualität verleiht und uns entspricht. Leicht zu handhabende digitale Services und Haushaltsgeräte bringen – insbesondere in der Küche – neue Lösungen für komfortables, smartes und verantwortungsvolles Wohnen.» Im Kontext mit letztbenannter Anforderung laute das Ziel der aus Gaggenau, Thermador, Bosch, Siemens & Neff bestehenden Gruppe, bereits bis zum Ende des laufenden Jahres CO2-neutral zu werden.

Von Connected Mobility ...

Die Nummer 1 in Nachhaltigkeit zu sein, hat sich daher auch das IoT-Unternehmen Bosch für Smarthomes, Industry 4.0 und Connected Mobility auf die Fahne geschrieben. Die Schlagworte von Executive Director Harald Friedrich lauten dazu Cocooning, Cooking Together, Regionality, Conscious Living, Shopping wie auch Gesund- und Sicherheit. Von deren aktueller Produktpalette her mit neuen Food-Prozessoren, vor allem aber Kühl- und Gefrierschränken, welche zwar endlich platzreicher geworden, jedoch noch immer viel weniger voluminös als diejenigen in den USA sind: ein Denkansatz.

Siemens wiederum stellte seine neue Dish-Water-Generation vor, welche «Speed on demand», vor allem aber eine spezielle Glaszone mit sechs regulierbaren Gebläsedüsen für glanzschonende Reinigung aufweist. Des Weiteren war auf den Leinwänden ein attraktiver Design-Kochblock mit dahinter befindlicher Zugluftscheibe aus Glas zu sehen, welche Dämpfe induktionsflächeeben nach hinten abzieht. «Household your way» nennt sich hierzu der thematische Aufhänger.

Huawei's Claim lautet sympathisch: «Bring people and technology together to make a better life on the world.» Im Zusammenhang mit Smarthome und im Sinne von Wissensaufwertung will das Unternehmen für die Haushalte Sprachunterricht «online» an Kinder und deren Eltern ausrichten, welche kaum über Sprachwissen verfügen. Ausserdem präsentierte CEO Chengdong (Richard) Yu des chinesischen Weltkonzerns als langjähriger IFA-Aussteller sein neustes Smartphone Enjoy 20 Pro, welches über ein 6,5-Zoll-Touchscreen-Display mit einer Auflösung von 1 080 auf 2 400 Pixeln und weitere neue Features verfügt.

... über Smarthome und IoT ...

Die weltweit für Smarthome und IoT bekannte Haier Group weist zwei Millionen registrierte, auf Marken und Produkte ausgerichtete User in Europa aus. Der Konzern spielt seine Stärken in diesen Kernkompetenzen nicht erst seit der Integration des Brands Candy – Tiefstpreise für Waschmaschinen mit italienischem Touch, welche erst 2019 auf den Markt gelangten – sowie der bereits länger zurückliegenden Akquisition von Hoover aus. U. a. mit einer User Interface, welche beispiellose Erfahrung liefert. Besonderes Augenmerk wird dabei auf Gesundheit gelegt, weil bereits der Gründer von Hoover an Asthma litt. Oder Tochterfirma H-Abitat mit ihrem «First Wellbeing Ecosystem», welche Befeuchtungs-, Clean-Air-Geräte und Saug-Roboter mit integriertem Ionisier-/Luftreiniger im Angebot hat. Haier selbst besticht mit massgeschneidert professionellen Resultaten dank Applikation «i-fresh» in den jüngsten Modellen ihrer «State of the art»-Waschmaschinen. Gemäss Yannick Fierling, European CEO der Haier Group, bildet die Firma den weltweit ersten und einzigen IoT ecosystem brand; auch sei die CE-Unternehmung offenbar die am raschesten wachsende innerhalb von Europa. Jedenfalls sei ihr erklärtes Ziel, der «1st choice» für Smarthome-Gerätschaften zu werden.

... bis zu Brennstoffzellenautos und AI

Hyundai Hybrid, das mit Wasserstoff angetriebene Brennstoffzellen-Modell NEXO, darf zu Recht als SUV für die nächste Generation bezeichnet werden. Da konnte President & CEO Hyundai Motor Europe Michael Cole nur noch mit bescheidenem Stolz bestätigen, dass dieses revolutionäre Modell mit wegweisender Technologie, futuristischem Design und herausragender Reichweite eine wahrhaft aussergewöhnliche Fahrt in eine sauberere Zukunft bedeute: Die gespannt zuhörenden Journalisten nahmen es begeistert auf: endlich Mobilität der Zukunft.

Neato Robotics konstruiert intelligente Vakuum-Roboter mit sinnvollem D-shape Design – damit gelange der Saugroboter im Gegensatz zu Konkurrenzmodellen tatsächlich in alle Ecken und Kanten – und LIDAR Technologie, um nahtlos mit Millimeter-Präzision zu reinigen. Neato integriert dabei Smarthome-Assistenz von Google Home, Amazon Alexa, Siri Shortcuts, Chatbots und IFTTT, um es Bewohnern zu ermöglichen, die Reinigung per Stimme oder Knopfdruck zu aktivieren. «In einer Zeit mit grösserem Fokus auf Heim-Reinigung scheint uns wichtig, Innovation und Fortschritt selbst auf diesem Gebiet vorwärtszubringen», so Thomas Nedder, Neato CEO.

Auch das Unternehmen Ecovac setzt dank AI auf lernfähige Roboter. Was sich jedoch vor allem im wirklich neuwertigen, automatischen Scheibenreinigungsroboter HOBOT HB 298 niederschlägt: nicht nur ein «Gadget à la nice to have», sondern eine absolut sinnvolle Erfindung zur Einsparung mühsamer Scheibenputzerei. Im Übrigen reinigen die Leute von und um Ecovac jährlich rund 650 000 Fussballfelder – eine sensationelle Referenz.

Einige Schlussanmerkungen kamen von Jan Nintemann von Global Fairs TT-Messe: Die Pandemie hat die Welt dermassen rapide verändert, dass wir jetzt die Zeit nutzen müssen, den Herausforderungen und Problemen der Nach-Coronazeit in die Augen zu blicken und diese anzunehmen. «Nachhaltigkeit dank Digitalisierung» soll das Motto lauten, da der nur vermeintliche Kontrast zwischen Klimawechsel und digitalen Themen mittels Smart Home, Smart Building und Smart City die CO2-Emissionen in Tat und Wahrheit reduzieren wird. Schliesslich hinterlassen Gebäude aller Art zumindest aktuell noch einen wesentlich grösseren CO2-Fussabdruck als die integrale Auto-­Welt, in welcher über die vergangenen fünf Jahre hinweg einiges zum Besseren unternommen wurde.