Bevor Google aufkam und Algorithmen als Begriff im allgemeinen Sprachgebrauch verankerte, arbeitete man bei der LK Luftqualität AG (Ionair) schon lange damit. Im Gegensatz zu den Funktionen bei der Suchmaschine besteht der Algorithmus beim Zentral-schweizer Unternehmen jedoch aus einfachen und nachvollziehbaren Operationen. Die Formel lautet schlicht: messen, registrieren und anpassen. «Will man die Luftqualität in Innenräumen verbessern, sind drei Faktoren unabdingbar», sagt Beda Weibel, CEO des Unternehmens, auf dem Rundgang durch den Betrieb in Luzern. «Zuerst», so der diplomierte Maschineningenieur ETH, «müssen die Luftqualität mit Gassensoren gemessen und die erhaltenen Messdaten registriert werden, bevor situativ eingegriffen und reagiert werden kann.» Seit über 20 Jahren ist das Unternehmen auf die Verbesserung der Raumluftqualität spezialisiert. Das Verfahren nennt sich «Luftionisation». Auch der Gründer von Ionair, Werner Fleischer, ging vor rund 20 Jahren schon nach den gleichen Grundsätzen vor und entwickelte diesbezüglich einerseits eigene Sensoren und adaptierte andererseits die ersten auf dem Markt verfügbaren und erschwinglichen Sensoren, um die Schadstoffe in den Räumen kontinuierlich messen zu können. «Ein wissenschaftlicher Quantensprung», erklärt Weibel, denn damals steckte die Gassensorik, insbesondere für die kontinuierliche Messung ausserhalb des Labors, noch in den Kinderschuhen. So kam Fleischer in den 1990er-Jahren nicht umhin, eigene Sensoren für seine Technologie zu entwickeln.
Nachahmung natürlicher Prozesse
«Die Ionisation der Luft ist ein natürlicher Prozess, der in der Atmosphäre ständig stattfindet», schreibt Weibel in seiner Dokumentation für die 3. Schweizer Hygienetagung. Dafür verantwortlich sind die kosmische Strahlung aus dem Weltraum sowie die Strahlung aus den obersten Schichten der Erde oder bestimmter Gesteine oder Gase wie beispielsweise Radon. «Weitere Quellen der Luftionisierung sind spritzendes Wasser wie Ozeanwellen oder Wasserfälle, spezielle Winderscheinungen und auch Blitzschlag», schreibt Weibel weiter. Diese Energiequellen bewegen Elektronen, die von Sauerstoffmolekülen der Luft eingefangen werden. Mit anderen Worten geht es um die Übertragung von natürlicher Energie an die Luft. Je mehr Energie die Luft enthält, desto reaktionsfreundlicher wird sie. Diese Reaktion respektive diesen natürlichen Prozess ahmt die künstliche Luftionisation nach. Das Verfahren zur Luftaufbereitung arbeitet mit Ionisationsröhren, die über eine elektrische Entladung die Luft ionisieren. «Diese Röhren werden entweder im Monoblock oder im Zuluftkanal eingebaut, wo sie nach der üblichen Luftaufbereitung wie Filterung, Kühlung, Heizung, Be- und Entfeuchtung zum Einsatz kommen», hält Weibel fest. Ein Prozessor mit einer fünffachen Sensoradaption sorgt sodann in den gewünschten Räumen für eine optimale Wirkungsweise. Dies bedeutet gemäss Weibel, dass in ionisierten Räumen ein ständiges Gleichgewicht zwischen oxidierbaren Gasen und Sauerstoffionen vorhanden ist. Werden im Prozess Unregelmässigkeiten oder Fehlfunktionen festgestellt, die der Regler nicht selbstständig korrigieren kann, so werden der Kunde und der Ionair-Servicetechniker informiert und die geeigneten Massnahmen können umgehend eingeleitet werden. Der Gassensor schlägt sofort Alarm, wenn die kundenspezifisch eingegebenen Werte überschritten werden.
Saubere Luft für Wohlbefinden
Der Mensch benötigt – neben der Aufnahme von Nahrung und Wasser – Luft zum Leben. «Täglich zirka 20 Kilogramm Luft», präzisiert Weibel. Gute und gesunde Raumluft ist nicht nur für die Gesundheit wichtig. Ebenso das Wohlbefinden und die Produktivität hängen davon ab. Saubere Luft ist offenbar keine Selbstverständlichkeit. Viele zeitlich und örtlich versetzt durchgeführte Studien in Europa haben nachgewiesen, dass die Luftqualität respektive die Behaglichkeit aufgrund von Geruchsbelastungen in vielen Bürogebäuden von den Nutzern als unbefriedigend beurteilt wird. Seit 1983 fasst die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Reihe von Befindlichkeitsstörungen, die unter anderem mit der Raumluftqualität zusammenhängen, unter dem «Sick Building Syndrom» (SBS) zusammen. «Massnahmen zur Reinigung der Raumluft nehmen daher in naher Zukunft massiv an Bedeutung zu», sagt Weibel. In der heutigen Zeit befindet sich eine Vielzahl von Schadstoffen in der Luft, was sich – ohne Gegenmassnahmen wie die Ionisation – unter Umständen negativ auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen auswirken kann. Klimaanlagen, vor allem in feuchten Klimazonen, können Ausgangspunkte für die Verbreitung von Bakterien und Schimmelpilzen sein.
Der vollständige Artikel ist in der Haustech-Ausgabe 5/2016 erschienen.