Hygiene

Kellerabteile sind im Schweizer Mehrfamilienhausbau häufig anzutreffen. (iStock)

Radon entsteht beim Zerfall von Uran. Die Zerfallsprodukte Polonium, Bismut und Blei sind radioaktiv. (suissetec)

Schutz gegen Schimmelpilz und Radon

Kellergeschosse, lange Zeit kaum von Interesse, sind in den vergangenen Jahren näher ins Bewusstsein einer breiteren Bevölkerung gerückt. Ein neues suissetec-Merkblatt bietet eine Übersicht zu Massnahmen, die vor Schimmelpilzbildung und Radonzerfallsprodukten schützen.

Kellerabteile oder ganze Untergeschosse sind je nach Bauart anfällig für Schimmelpilzbildung, ebenso für das nicht sicht- und riechbare Radon. Schimmelpilze sind nicht nur unangenehm, hygienisch unerwünscht, sondern weisen wie Radon durchaus Potenzial zur langfristigen Gesundheitsschädigung auf. Des Weiteren können gelagerte Gegenstände sowie die Gebäudehülle infolge des Schimmelpilzes Schaden erleiden.
Ein im April 2020 veröffentlichtes Merkblatt des Branchenverbandes suissetec erläutert Ursachen und Wirkungen des Entstehens von Schimmelpilzkolonien, ebenso von Radon. Es werden technische Lösungsansätze zur Vorbeugung und Beseitigung der beiden schädlichen Immissionen dargelegt.

Dämmperimeter der Untergeschosse

Ein Blick zurück in die Baugeschichte: Kellerräume wurden früher für die Lagerung von Lebensmitteln kühl und dunkel gehalten. Dementsprechend waren Naturböden (beispielsweise aus Kies) verbreitet. Mittlerweile werden Kellerräume jedoch hell und möglichst dicht gegenüber dem Erdreich gebaut, um diese als Lagerraum für Kleider, Schuhe, Bücher etc. oder Hobbyraum usw. nutzen zu können. So nutzbare Kellerräume müssen deshalb frei von Schimmelpilzbefall und Radonbelastung gehalten werden. Um dieses Ziel zu erreichen, sind primär bauliche Massnahmen anzuwenden. Das Merkblatt hält fest: Technische Geräte sollen nur dann eingebaut werden, wenn die Kellerräume nicht anders von den hier diskutierten Gefahren geschützt werden können.
Im Merkblatt sind auf Seite 2 einfache Schnitte zeigen die heute üblichen Dämmperimeter (üblicher Baustandards A, B und C). Im häufigen Fall wird das Kellergeschoss kalt gehalten. Bei Einfamilienhäuser ist das Untergeschoss Teil des gedämmten Bauvolumens, wird aber nicht aktiv beheizt.

Schimmelpilze

Die Voraussetzungen zur Schimmelpilzbildung seien in Erinnerung gerufen:
•    Nährstoffe müssen im Raum vorhanden sein. Hausschimmelpilze begnügen sich bereits mit herumliegendem Staub. Für das Wachstum der Schimmelpilze reicht eine minimale Temperatur von 0° C aus, mit zunehmender Temperatur werden die Bedingungen idealer.
•    Schimmelpilze benötigen für die Sporenkeimung und die Sporenbildung Feuchtigkeit. Hausschimmelpilze erreichen ihr optimales Wachstum bei 80 – 95 % relativer (Oberflächen -) Feuchte.
•    Die Bildung von Schimmelpilzen kann unter optimalen Voraussetzungen (Feuchte, Temperatur und Nährstoffe) innert 1 – 2 Wochen erfolgen.

Unabhängig vom Baustandard kann es vor allem dann zu Schimmelbildung kommen, wenn die mit der Aussenluft in den Keller gelangende Luftfeuchtigkeit auf der Oberfläche von kühlen Innenwänden, Aussenwänden und Böden kondensiert. Aus einem abgebildeten Diagramm ist die unterschiedliche Luftfeuchtigkeit im Jahresverlauf herauszulesen (mit einer Häufung in den Sommermonaten). Das Risiko der Schimmelpilzbildung steigt markant an. Zu den typischen allergischen Reaktionen aus dem Befall von Schimmelpilz bzw. dessen Sporen gehören Schnupfen, Augenbrennen, Husten, Schlafstörungen.

Radon

Eine weitere Gefahr aus dem Untergrund des Gebäudes ist Radon, ein im Boden entstehendes natürliches, radioaktives Edelgas.
Radon kann in der ganzen Schweiz auftreten. Die Konzentration ist je nach Region nicht überall dieselbe. Das Edelgas kann in der Luft, aber auch in Bauten nachgewiesen werden, je nach Baukonstruktion und deren Dichtigkeit.
Die Radonkonzentration ist in Bauten meistens höher als im Freien. In der Luft haften die feinsten Schwebeteilchen von Radonzerfallsprodukten an sogenannten Aerosolen. Diese gelangen beim Einatmen in die Lunge, wo sie sich im Lungengewebe ablagern und es bestrahlen. Dies kann zu Lungenkrebs führen.

Einfache Massnahmen

Das Merkblatt diskutiert auch einfache Massnahmen ohne spezifischen Einsatz von Gebäudetechnik. Ein nachträgliches Verdichten/Versiegeln des Kellerbodens gilt als wirksame bauliche Massnahme, um das Eindringen von Radon ins Wohninnere zu verhindern.
Je nach Saison kann auch das manuelle Lüften via Fenster und Türen nützlich sein. Diese Massnahme eignet im Sommer und Übergangszeiten nur bedingt infolge der Zufuhr von Aussenluft, womit man vielfach mehr Feuchtigkeit einträgt als in der Kellerluft vorhanden ist. Das Risiko der Schimmelbildung steigt.

Mechanisches Entfeuchten

Zur Sprache kommen auch mechanische Entfeuchtungsanlagen, wobei drei Typen vorgestellt werden, die hinsichtlich Vermeidung von Schimmelpilzbildung und bezüglich Radonabwehr unterschiedlich zu beurteilen sind.

a)    Kondensationsluftentfeuchter ohne Aussenluftzufuhr

Funktionsweise: Der Kondensationsluftentfeuchter entzieht der Luft über einen Kühler, welcher als Direktverdampfer eines Kältekreislaufes betrieben wird, die Feuchte. Das Kondensat kann direkt in die Kanalisation abgeführt (Trockungsräume) oder in einem Behälter aufgefangen werden.
Präventionswirkung: Die permanente Entfeuchtung hilft gegen die Schimmelpilzbildung, hat aber keinen Einfluss auf den Radongehalt des Raums.

b)    Raumluftentfeuchtungsanlage mit Aussenluftzufuhr

Funktionsweise: Hier wird eine Lüftungsanlage eingesetzt, die in verschiedenen Betriebsarten zum Einsatz kommt. Ist die Aussenluft trocken genug, wird diese ohne weiteren Energieaufwand genutzt. Ist die Aussenluft zu feucht, aber noch trockener als die Raumluft, wird die Aussenluft mittels Wärmepumpentechnik noch mehr vorgetrocknet. Wenn die Raumluft trockener als die Aussenluft ist, schaltet das Gerät auf den Umluft-Modus.
Präventionswirkung: Eine Reduktion einer allfälligen Radon-Konzentration in der Raumluft erfolgt nur bei Betriebsarten, in denen aktiv Aussenluft zu- und (belastete) Fortluft weggeführt wird.

c)    Entfeuchten mit Adsorptionsentfeuchter

Funktionsweise: Die zu entfeuchtende Raumluft wird über einen Filter zu einem Rotor geführt. Auf der Oberfläche dieses mit Silicagel beschichteten Rotors lagern sich die Wassermoleküle ab. Die angesaugte Aussenluft (Regenerationsluft) wird ebenfalls gefiltert und gelangt anschliessend durch die Wärmerückgewinnung zum Lufterhitzer (Regenerationsheizung). Die mit Wasserdampf gesättigte Regenerationsluft wird dann via Ventilator und Wärmerückgewinnung ins Freie geblasen.
Präventionswirkung: Dieses System bringt keine Frischluft in den Kellerraum und hat auf die Radonkonzentration keinen Einfluss.