Lüftungstechnik

Der kaum hörbare Verbundlüfter fördert Luft aus dem dritten Schlafzimmer ins Wohnzimmer.

Über den Durchlass oberhalb der Badezimmertüre gelangt Zuluft in den zentralen Raum der Wohnung.

Jede Wohnung ist mit einem Luftbehandlungsgerät mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. die Zuluft wird über eine abgehängte Decke (grün) zu Schlaf- und Wohnzimmern geführt. Ein aktiver Überströmer (ein-/ausschaltbar) fördert Luft aus dem dritten Zimmer (links – in Blau) zurück ins Wohnzimmer.

Der Einbau einer klassischen Komfortlüftung hätte unverhältnismässig grosse bauliche Eingriffe erfordert. Die Lösung: Die Zuluft wird zentral in den Verbindungsraum der Wohnung geführt. Die natürliche Luftströmung sorgt bei offenen Türen für den notwendigen Luftwechsel in den Zimmern. Die Abluft wird über Küche/Nasszellen abgeführt.

Gute Raumluft in erneuerten Gebäuden

Umfassende Gebäuderenovationen müssen nicht nur der Maxime einer stark erhöhten Energieeffizienz genügen, sondern auch hohen Raumkomfort gewährleisten. Eine automatisierte Lufterneuerung in Wohnungen muss nicht kompliziert sein.

Die Ansprüche an Gebäudemodernisierungen sind vielfältig: Einerseits soll die Erneuerung der Gebäudehülle einen Beitrag zu einer signifikanten Steigerung der Energieeffizienz leisten. Andererseits soll die Qualität der Innenraumluft darunter nicht leiden. Ebenso steht der langfristige Werterhalt eines Gebäudes im Zentrum des Interesses. Gleichzeitig bietet ein Renovationsprojekt auch Gelegenheit, allfällige Gefahrenquellen, wie etwa das Eindringen von Radon ins Innere von Gebäuden durch zusätzliche Abdichtungen (Bodenplatten, Kellertüren usw.), zu eliminieren.
Ein Satz auf der Website des schweizweit bekannten Baustandards «Minergie» zeugt von der gestiegenen Sensibilität für eine hohe Qualität der Innenraumluft: «Im Zentrum steht der Wohn- und Arbeitskomfort von Gebäudenutzern. Ermöglicht wird dieser Komfort durch eine hochwertige Gebäudehülle und eine systematische Lufterneuerung.»

Instruktion bleibt wichtig

Um diese unerwünschten Folgen zu vermeiden, drängt sich deshalb eine Automatisierung des bis anhin manuell praktizierten «Lüftungsmanagements» durch die Bewohner auf. Milton Generelli, Leiter der Agentur Svizzera italiana von Minergie, befasst sich schon seit längerem zur Qualität der Luft in Innenräumen: «Unsere Erfahrungen zeigen: Wenn die Nutzenden richtig über den Betrieb der Lüftungsanlage instruiert werden, erkennen sie fast immer die Vorteile mechanisch belüfteter Räume, zum Beispiel auch den Lärmschutz oder die Filterung von Pollen im Frühling.»

Zufriedenheit der Bewohner

Die Sorgfalt in der Planungs- und Ausführungsphase entscheidet über die langfristige Qualität einer kontrollierten Wohnraumlüftung als Teil eines Erneuerungsprojekts. Man erwartet von den Lüftungsprofis, dass sie den Stand der Technik umsetzen und fahrlässiges Verhalten auf dem Bau vermeiden. Diese Problemzonen im Blickfeld hat Minergie die Qualitätssicherungsinstrumente MQS Bau und MQS Betrieb entwickelt.
Dennoch soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass die Vorbehalte mancher Bewohner gegenüber der «Fremdbestimmung» durch eine mechanische Lüftung nie ganz aus dem Weg geräumt werden können. Als Pro-Argument ins Feld geführt werden kann der Sachverhalt, dass eine moderne Lüftungsanlage durch die Benutzer beeinflussbar ist, indem eine automatische Steuerung sich an eingestellte Parameter orientiert oder dass Nutzende über eine Schaltoberfläche das Raumklima manuell regulieren können.
Immerhin zeigt ein Umfrageergebnis aus dem 2016 vom Bundesamt für Energie (BFE) veröffentlichten Berichts zu Gebäudeenergiestandards, dass die Zufriedenheit der Bewohner mit bislang eingebauten Lüftungsanlagen nicht so schlecht sein kann. Sie geben der Luftqualität und der Funktionstauglichkeit der kontrollierten Wohnungslüftung die Noten 3,5 bzw. 3,4 – bei einer Skala von 1 (gar nicht zufrieden) bis 4 (sehr zufrieden).

Bestehende Innenräume

Umfassende Renovationen sollen den Erfordernissen des zeitgemässen Raumkomforts und der Energieeffizienz ebenso genügen. Gleichzeitig hat man sich an eine gebaute Kubatur zu orientieren. Eine solche wird ja nicht selten als typische und liebgewonnene Eigenschaft eines Gebäudes geschätzt (das «Caché»). Renovationsprojekte entpuppen sich deswegen manchmal als schwierig, wie Milton Generelli anlässlich eines Referats an der diesjährigen Swissbau hinwies: «In der Planung und Sanierung von bestehenden Gebäudehüllen stecken viele potenzielle Stolpersteine.» An bestehender Bausubstanz mit nicht ganz einfachen Grundrissen sind primär Wärmebrücken (Ungewollte Konsequenzen: Abfluss von Wärme, Tauwasserausfall, Schimmelbildung usw.) zu beseitigen.
Dann kommt die Frage nach der Lüftungsführung: Je nach baulicher Ausgangslage ist eine vollwertige Komfortlüftung nicht die geeignete Wahl, da u.U. lange Luftleitungen installiert werden müssen, was hohe Investitionskosten verursacht.

Minimale Eingriffe, Sorgfalt im Betrieb

Eine interessante Alternative für Sanierungsprojekte bietet die Grundlüftung mit folgenden Vorteilen:
•    Bei bestehenden Gebäuden ist häufig schon eine mechanische Abluft beziehungsweise die dafür vorgesehene Steigzone vorhanden. Es braucht also nur noch eine Zuluftleitung bis zur Wohnung. Bei einer Verbundlüftung wird die Zuluft über einen einzigen Durchlass in einen zentralen Raum (z.B. Korridor) der Wohnung eingebracht und verteilt sich über offene Türen in die Zimmer. Die reduzierten Luftmengen und die massiv verkürzten Kanalführungen sparen Kosten, Energie und bieten grosse architektonische Freiheiten. Allerdings müssen die Bewohner mithelfen, die gute Raumluftqualität in allen Räumen zu gewährleisten. Stehen die Türen offen, sorgt die natürliche Luftbewegung für eine ausreichende Umwälzung.
•    Zukunft haben die sogenannten aktiven (mit kleinen Ventilatoren ausgerüsteten) Überströmer: Sie sichern die gute Raumluftqualität auch bei geschlossenen Innentüren, ohne dass lange Kanäle installiert werden müssen.
Weitere Optionen sind Einzelraumlüftungen oder Abluftanlagen mit Aussenluft-Durchlässen:
•    Solche Anlagen sind allerdings nicht ganz einfach im Betrieb und bringen teilweise Einschränkungen im Komfort mit sich. Eine von Heinrich Huber, Professor am Institut für Gebäudetechnik und Energie (IGE) an der Hochschule Luzern (HSLU) durchgeführte Untersuchung «Praxis Abluftanlagen und Einzelraumlüftungen» zeigt ausserdem: Abluftanlagen mit Aussenluftdurchlässe sowie Einzelraumlüftungsgeräte gelten als wartungsintensiv. Die Empfehlung: Die Filter sind mindestens zweimal jährlich zu wechseln zuzüglich Reinigungsaufwand an den Geräten. Einzelraumlüftungsgeräte weisen je zwei Filter auf. Das heisst: Für eine 4-Zimmer-Wohnung sind also acht Filter, die zwei bis dreimal jährlich gewechselt werden müssen.
•    Insbesondere sind die Ansprüche an Einzelraumgeräte vielfältig: Die Geräte sollen eine hohe Energieeffizienz aufweisen, einen akzeptablen Schallpegel verursachen (max. 25 dBA), den Aussenlärm dämpfen und genügend dimensionierte Feinstaubfilter aufweisen, damit diese nicht jeden Monat ausgewechselt werden müssen. Kleindimensionierte Geräte mit viel eingebauter Technik sind nicht zwangsläufig mit qualitativem Fortschritt gleichzusetzen, wie Heinrich Huber erläutert: «Sehr kompakt gebaute Geräte erfüllen die Schweizer Ansprüche nicht. Das ist nicht nur eine Frage der Normen und Vorschriften, sondern auch, dass hierzulande die Leute höhere Ansprüche an den Komfort haben.»

Räumliche Situation

Gemäss der Einschätzung von Heinrich Huber werden an ruhigen Lagen mit geringer Feinstaubelastung der Aussenluft eher Abluftanlagen installiert: «Diese sind in der Regel auch die günstige Lösung. Einzelraumlüftungsgeräte bieten hingegen an Lagen mit Aussenlärm und Schadstoffbelastung einen höhere Komfort, aber längst nicht denselben von klassischen Komfortlüftungen.»

Weitere Details unter www.minergie.ch