Lüftungstechnik

Eine Frau lüftet ihre Wohnung

Eine Frau lüftet ihre Wohnung

Ein Mann lüftet bei sich zuhause

Ein Mann lüftet bei sich zuhause

Fenster öffnen? Kein Problem!

Komfortlüftung für Wohnungen und Büros

Wegen falscher Vorstellungen wird bei Neubauten und Gebäudeerneuerungen noch zu oft auf eine Komfortlüftung verzichtet.

Inhaltsverzeichnis:

1. Fenster öffnen? Kein Problem!
2. Komfortables Innenraumklima
3. Der Weg der Luft zum Lüftungsgerät
4. Oft noch Verzicht auf Komfortlüftung trotz Vorteilen für die Bewohner
5. Abschreckende Vorstellung ist falsch
6. Im Winter: ja, bitte Fenster zu in der Heizperiode

Fenster öffnen? Kein Problem!

Auch in einer Wohnung mit automatischer Lufterneuerung darf man die Fenster öffnen, wenn man möchte. Aber man muss nicht. Moderne Gebäude mit Komfortlüftung schaffen gute Voraussetzungen für komfortables Wohnen oder Arbeiten in einem behaglichen Raumklima. Leider immer noch weitverbreitet ist die Meinung, wonach man in einer Wohnung mit automatischer Lufterneuerung die Fenster nicht öffnen darf. 

Dem ist nicht so. Es gibt natürlich Situationen, in denen das Fensteröffnen nicht sinnvoll ist. Über dauergekippte Fenster etwa entweicht unnötig viel Wärmeenergie. Drum gibt es Gebäude, die generell keine Fenster mehr haben, die man kippen könnte. So wollen die Planer erreichen, dass nur Stoss- und Querlüften stattfindet, also eine Fensterlüftung kurz, intensiv und vollständig. Aber ohne Auskühlung der Materialien im gelüfteten Raum. Auch bei lärmiger Umgebung oder schlechter Aussenluft will man ja die Fenster gar nicht öffnen.

Erfahrungen von Wohnungsnutzern, die früher in einer Wohnung lebten mit Lüftungskonzept „Fensterlüftung“, zeigen: Die Nutzer von automatische gelüfteten Räumen finden das Fensteröffnen gar nicht mehr nötig. Sie öffnen die Fenster nur noch im Sommer, wenn sie Lust dazu haben oder in speziellen Situationen.

Komfortables Innenraumklima

Die wichtigsten Bedingungen für ein komfortables Innenraumklima werden speziell in Minergie-Bauten konsequent umgesetzt. Dazu gehören eine gute Wärmedämmung, eine dichte Gebäudehülle und die systematische Lufterneuerung. Diese Voraussetzungen werden in einem Minergie-Merkblatt * wie folgt beschrieben:

  • Verbesserte Wärmedämmung:
    Alle Aussenbauteile wie Wände, Boden und Dachflächen sind sehr gut gegen Wärmeverluste gedämmt. Dadurch bleiben die inneren Oberflächen der Zimmerwände warm. Das garantiert ein behagliches Raumklima, ohne dass die Lufttemperatur auf 22 °C aufgeheizt wird.

  • Dichte Bauhülle:
    Dadurch weniger Energieverluste, keine Zugserscheinungen.

  • Systematische Lufterneuerung:
    Die Komfortlüftung garantiert einen kontinuierlichen Luftwechsel ohne Zugserscheinungen in allen Räumen. Die angenehme Folge: weniger Gerüche, weniger Feuchte, Schutz vor Pollen und Lärm sowie tiefe Schadstoffbelastung.

Die CO2-Konzentration (steigt an durch die Atmung der Bewohner) in der Raumluft bleibt auch bei hoher Personenbelegung und geschlossenen Fenstern im optimal tiefen Bereich. Dank der mechanischen Lüftung mit Wärmerückgewinnung (WRG) geht im Winter massiv weniger Wärme verloren als bei einem Lüftungskonzept mit manueller Fensterlüftung.

Der Weg der Luft zum Lüftungsgerät

Aussenluft wird an einem unbelasteten Ort angesaugt und über Filter in das Lüftungsgerät geleitet. Von dort gelangt die Luft über Schalldämpfer in die Wohn- und Schlafräume. Die Luftöffnungen sind in den Wänden, Decken oder Fussböden sichtbar. Die belastete Luft verlässt die Wohnung über Abluft-Öffnungen in Küche und Bad und wird zum Lüftungsgerät zurückgeführt, dort durch den WRG-Wärmetauscher geleitet und dann als Fortluft aus dem Gebäude geblasen. In der Wohnung ergibt sich also eine Luftströmung von den Wohn- und Schlafräumen zu den stärker belasteten Räumen wie WC, Bad und Küche.

Oft noch Verzicht auf Komfortlüftung trotz Vorteilen für die Bewohner

Die Komfortlüftung (Kontrollierte Wohnraumlüftung) ist ein Segen für die Bewohner. In den Wohnräumen macht sich nie mehr «abgestandene Luft» bemerkbar. Trotzdem wird bei Gebäudeerneuerungen und auch Neubauten noch zu oft auf eine automatische Lüftung verzichtet. Wegen falscher Vorstellungen. Man befürchtet störende Geräusche, lästige Zugserscheinungen.

Fakt ist: Wenn der Fachplaner nach den gültigen Regeln das Kanalsystem und das Lüftungsgerät korrekt dimensioniert, die Ein- und Auslassstellen geschickt platziert und die Ventilator-Betriebsstufen optimal wählt, dann treten keine störenden Geräusche oder Zugserscheinungen auf. Zu hohe relative Feuchte (Schimmelpilz-Risiko) wegen der dichten Gebäudehülle wird zuverlässig verhindert. Wenn die Raumluft im Winter allzu trocken wird, schafft in den meisten Fällen eine optimal tiefe Lüftungsstufe Abhilfe.

Abschreckende Vorstellung ist falsch

Immer noch glauben viele Leute, auch Architekten und somit auch Rat suchende Bauherrschaften, dass man in einer Wohnung mit automatischer Lufterneuerung die Fenster nicht öffnen darf oder nicht öffnen soll. Diese Mär hält sich hartnäckig, teils wohl wegen der früheren schlechten Erfahrungen mit nicht optimalen Klimaanlagen. Dem Nichtfachmann ist offenbar der Unterschied zu einer reinen Lüftungsanlage zu wenig bekannt.

Dass man in den eigenen vier Wänden die Fenster geschlossen lassen muss; das ist wohl die schlimmste und abschreckendste Vorstellung, die dazu führt, dass man auf eine mechanische Lüftung verzichtet.

Fakt ist hier: Die Komfortlüftung übernimmt die Lufterneuerung. Das Öffnen von Fenstern ist zwar unnötig, aber durchaus erlaubt, beispielsweise um den sinnlichen Bezug nach draussen zu verbessern: Vogelgezwitscher als angenehme Geräuschkulisse ist also möglich.

Die Komfortlüftung kann im Sommer ausgeschaltet werden, sofern die Wirkung von Lärmschutz, Pollenfilter oder Mückenschutz nicht wichtig ist. Dann müssen jedoch die Bewohner mit regelmässigem Öffnen der Fenster frische Luft in die Wohnung holen. Täglich mindestens 3-mal, besser 5-mal, sollte man dann die Fenster öffnen.
Aber auch bei laufender Lüftung können im Sommer gezielt Fenster geöffnet werden, wenn das der Wunsch der Bewohner ist. Etwa nachts im Schlafzimmer. Oder auch in den übrigen Räumen, um die die Auskühlung in den Morgenstunden zu beschleunigen. Oft werden dann Mückengitter in den Fensterrahmen montiert.

Die Erfahrung zeigt, dass die Bewohner allgemein die Fenster in einer Wohnung mit Komfortlüftung bald nur noch selten öffnen, weil sie wegen deren Vorteile das Bedürfnis dazu gar nicht mehr haben.

Im Winter: ja, bitte Fenster zu in der Heizperiode

In der Heizperiode ist es natürlich sinnvoll, die Fenster im Normalfall geschlossen zu halten. Sonst wird die beabsichtigte Wirkung der raffinierten Wärmerückgewinnung (WRG) im Komfortlüftungsgerät geschmälert. Und das dauernd geöffnete Kippfenster ist künftig auch im modernen Gebäude mit Komfortlüftung definitiv nicht erwünscht.

*Minergie-Merkblatt «Jetzt wohnen Sie in einem Minergie-Haus»