Silvan Graf, Legionellen sind auch in der Schweiz immer wieder ein Thema, das für Schlagzeilen sorgt. Besonders betroffen sind Warmwasserleitungen und Boiler. Folglich nimmt das Wassermanagement in den Bereichen Hotellerie, Gastronomie aber auch in öffentlichen Anlagen wie Bädern, Turnhallen oder Wasserparks einen hohen Stellenwert ein, um dieses Problem in den Griff zu bekommen. Wie lange beschäftigt sich Franke bereits mit dieser Thematik, und was unternehmen Sie zur Sicherstellung einer hohen Trinkwasserqualität?
Franke beschäftigt sich in der Tat bereits seit mehreren Jahrzenten intensiv mit dem Thema Wasserhygiene. Im Speziellen der Bereich hochwertige Armaturentechnik in Kombination mit dem intelligenten Wassermanagementsystem Aqua 3000 open prägt das Franke-Portfolio seit über 20 Jahren. Die Produkte wurden stets weiterentwickelt, um den aktuellsten Ansprüchen der Branche gerecht zu werden. Gerade bei der Trinkwasserqualität und der Hygienesicherheit ist eine stetige Weiterentwicklung unabdingbar. Insbesondere neue Richtlinien und Gesetze, wie zum Beispiel das neue Lebensmittelgesetz (LMG) in der Schweiz, das seit Mai 2017 in Kraft ist, gilt es zu beachten und umzusetzen.
Die heutige Bauweise und der vermehrte Einsatz von Wärmepumpen für die Erwärmung des Heizungs- und Warmwassers begünstigt die wachstumsfördernden Bedingungen von Mikroorganismen. Wo setzt Franke mit seinem Angebot in dieser Hinsicht an, und wie funktioniert Ihr System?
Unsere Herangehensweise ist eigentlich ganz einfach und hat sich seit Jahren im Markt etabliert. Legionellen vermehren sich optimal in stagnierenden Wasserleitungen. Aufgrund langjähriger Forschung ist zusätzlich bekannt, dass Wassertemperaturen zwischen 25 und 50 °C einen idealen Lebensraum zur Vermehrung dieser Bakterien bieten.
Kurz gesagt: Wasser muss fliessen, egal welche Wassertemperatur vorherrscht. Somit können wir festhalten, dass eine Verhinderung von stehendem Wasser über eine längere Zeitspanne im Leitungsnetz die bestmögliche Wasserqualität sicherstellt. Unser System «Aqua 3000 open» ist imstande, jede wasserführende Armatur (Dusche, Waschtisch usw.) bei anhaltender Nichtbenutzung automatisch zu spülen und somit eine gefährliche Wasserstagnation in den heiklen Temperaturbereichen zu verhindern.
Einfach ist die Thematik nicht: So gibt es Anlagen, die einwandfrei unter 55 °C -gefahren werden können und solche, die mit über 60 °C betrieben werden und grosse Probleme machen – Patentrezepte gibt es nicht. Wie gehen Sie damit um?
In diesem Zusammenhang ist zu betonen, dass die Auslegung von Betriebstemperaturen im Warmwasserbereich Aufgabe der Sanitär-Fachplaner ist. Da gibt es also stets neue Herausforderungen, um sämtlichen Aspekten wie Hygienesicherheit im Trinkwasser, Energieffizienz, Nachhaltigkeit, Umsetzung der anerkannten Regeln der Technik und Einhaltung der Budgetkosten in den Bereichen Planung, Ausführung und Betrieb gerecht zu werden. Das Wassermanagementsystem von Franke bietet hierbei lukrative Lösungsansätze für Planer, Bauherren und Betreiber der Anlagen.
«Gerade bei der Trinkwasserqualität und der Hygienesicherheit ist eine stetige Weiterentwicklung unabdingbar.»
Das Dusch- und Badewasser ist seit Mai 2017 offiziell dem Geltungsbereich des Lebensmittelgesetzes bzw. der neuen Trink-, Dusch- und Badewasserverordnung (TBDV) unterstellt? Was bedeutet das, und welche Konsequenzen hat das auch für die Betreiber?
Betreiber öffentlicher Duschanlagen wie zum Beispiel Sporthallen, Schwimmbäder, Hotels, Campingplätze etc. sind angehalten, die Wasserqualität ihrer Anlage fokussiert zu kontrollieren. Hierbei darf bei einer Legionellen-Messung der Grenzwert von 1000 KBE/L, d. h. Kolonie bildende Einheiten pro Liter, nicht überschritten werden. Die entsprechenden Prüforgane in den Kantonen, in den meisten Fällen die Kantonschemiker, sind nun vom Bund beauftragt, in öffentlichen Duschanlagen die Wasserqualität vermehrt zu kontrollieren. Sollte die Wasserqualität über den gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerten liegen, kann dies zur Schliessung einer Anlage führen.
Die heutigen Anlagen sind komplexer als noch vor 20 Jahren. Auch der Kostendruck ist grösser. Wie begegnet dem Franke?
Die Anforderungen an die Sanitär-Planung haben sich unbestritten massiv erhöht, jedoch hat sich auch die ganze Branche bei Technik und Fortschritt weiterentwickelt. Besonders in den Sparten Armaturentechnik und Gebäudeautomation ist gegenwärtig ein enormes Vorwärtsdenken im Markt angekommen. Intelligente Duschsteuerungen und datenprotokollierende Wassermanagementsysteme sind nur zwei von vielen Beispielen, die aufzeigen, dass die Sanitär-Branche sich zukunftsorientiert anpasst und weiterentwickelt. Hierbei stehen der Kundschaft Produkte in allen Preissegmenten zur Verfügung. Eine detaillierte Beratung zeigt dem Kunden auf, welcher Standard auf seine Anlage massgeschneidert ist. Dabei gilt es, einen Grundsatz zu beachten: Hygienesicherheit im Trinkwasserbereich sollte immer vor Energie- und Kosteneinsparungen kommen.
Wie werden die Verantwortlichen vor Ort – Hausmeister etc. – instruiert, um für geeignete Abläufe zu sorgen?
Bei Anlagen, die mit dem Wassermanagementsystem «Aqua 3000 open» von Franke ausgerüstet sind, wird dem Kunden ein umfassendes Paket angeboten. Der Kunde wird in sämtlichen Projektphasen wie Planung, Ausführung, Inbetriebnahme sowie Betrieb und Unterhalt eng betreut. Die Installation lässt sich so parametrieren, dass sämtliche Funktionen automatisch vom System geregelt werden. Der Betreiber erhält zum Beispiel eine selbstregulierende Duschsteuerung, die alle hygienischen Betriebsanforderungen selbständig ausführt, ohne zusätzlichen Aufwand für das Betriebspersonal. Dies spart hohe Betriebskosten und garantiert dem Verantwortlichen die Sicherheit einer korrekt betriebenen Sanitäranlage gemäss den anerkannten Regeln der Technik, um den Anforderung der TBDV gerecht zu werden.
In gewisser Hinsicht widersprechen sich wasserhygienische Aspekte und Energieeffizienz. Wie gehen Sie mit diesem Widerspruch um?
Dies ist wohl eine der grössten Herausforderungen im Alltag eines jeden Sanitär-Fachplaners. In diesem Bereich gibt es mittlerweile diverse innovative Produktlösungen und Planungsansätze, um dieser Thematik Sorge zu tragen. Eine interessante Variante für Planer und Bauherren hierzu zeigt sich im Bereich von wärmerückgewinnenden Duschrinnen. Franke vertreibt seit Anfang Jahr, in Zusammenarbeit mit der Joulia SA aus Biel, eine solche Duschrinne mit spezifizierter Edelstahl-Abdeckplatte – eine hervorragende Lösung für Betreiber von Duschanlagen im öffentlichen Bereich, um nachhaltig Energiekosten zu sparen. Installationen mit solchen Duschrinnen amortisieren sich selber und bieten eine Energieeinsparung der Warmwasseraufbereitung von bis zu 42 Prozent.
«Sollte die kontrollierte Wasserqualität über den gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerten liegen, kann dies zur Schliessung einer Anlage führen.»
Wie ist das Vorgehen bei Franke, wenn eine ihrer Anlagen einen Legionellenbefall aufweist?
Sollte ein Anlagebetreiber schlechte Messwerte mit erhöhter Legionellenanzahl beklagen, muss er sich in jedem Fall professionelle Hilfe holen. So stellt Suissetec Experten für sämtliche Landesregionen, die beigezogen werden können. Im Normalfall wird bei schlechten Legionellenwerten eine thermische Desinfektion empfohlen. Hierbei wird das ganze Installationsnetz mit einer erhöhten Temperatur während einer vorgegebenen Zeit behandelt (z. B. 70 °C heisses Wasser während 5 Min.). Ziel ist es, die Legionellen-Bakterien mit hohen Temperaturen zu vernichten und so die korrekte Wasserqualität wiederherzustellen. Das «Aqua 3000 open» von Franke bietet die Möglichkeit der Ausführung einer thermischen Desinfektion mit minimalstem Kostenaufwand. Sämtliche relevanten Daten werden über die Systemsoftware protokolliert und können in einfachster Art und Weise durch die Betreiber ausgewertet werden.
In welche Richtung wird sich diese Thematik in den nächsten Jahren weiterentwickeln?
Im Bereich von intelligenten Sanitärlösungen werden immer mehr Anbieter auf dem Markt Fuss fassen. Die Entwicklung der sogenannten Smart-Buildings ist in den anderen Gebäudetechnikbereichen wie Lüftung, Heizung oder Klima ja schon weit fortgeschritten. Die Sanitärbranche zeigt gegenwärtig ebenfalls interessante Ansätze in diese Richtung. Es ist klar davon auszugehen, dass Fortschritt und Entwicklung die Sanitärwelt in den nächsten Jahren prägen werden.
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