Rolf Schmidt, Leiter Verkauf und Kundendienst, Keramik Laufen AG & Similor AG, freute sich, so viele Teilnehmer an der Veranstaltung im NEST, dem Forschungs- und Innovationsgebäude von Empa und Eawag in Dübendorf, begrüssen zu dürfen: «Evolution beschreibt eine andauernde, fortschreitende Entwicklung eines Lebewesens oder einer Gesellschaft. Evolution erfolgt aber auch in anderen Gebieten. Wie zum Beispiel in der Architektur und in der Bauwirtschaft sowie in der Herstellung von zukunftsorientierten Lösungen.» Dabei seien, so Schmidt, revolutionäre Ansätze gefragt, die auch ein Umdenken hinsichtlich der benötigten Rohstoffe voraussetzten. «Auch wir beschäftigen uns intensiv mit den Umwälz-ungen in der modernen Gesellschaft. Die Suche nach neuen Produkten für neue Segmente – das mittlere Segment bricht weg – sind auch für uns eine grosse Herausforderung. Trends aus anderen Branchen können da Anschauungsunterricht liefern.»
Herausragendes Design im Fokus
Schmidt verwies auf die grossen Vorteile für Laufen, mit herausragenden Designern zusammenzuarbeiten. Der Designer Peter Wirz, Vetica Group, steht hier besonders im Vordergrund. Für Laufen hat Vetica seit 2001 mehrere Produktlinien entwickelt; zum Beispiel das sehr erfolgreiche Laufen Pro und jüngst das souverän entworfene Dusch-WC Cleanet Navia – zusammen mit dem P3 von LaPreva, ebenfalls von Wirz designt, ein echtes Highlight in der Dusch-WC-Szene.
Peter Wirz, Vetica Group, Luzern, präsentierte den Designprozess der neuen Armaturenkollektion Arwa-sense und stellte das Dusch-WC Cleanet Navia vor. Ausserdem gab er Einblicke in die Weiterentwicklung der Schweizer Sanitärkeramik-Serie Moderna R: «Einen Designklassiker einem Redesign zu unterziehen, kommt einer Operation am offenen Herzen gleich. Ich bin jetzt aber mittlerweile 20 Jahre für Laufen tätig, und das ist für uns eine Herzensangelegenheit. Bei Moderna R ging es für uns darum, etwas Bewährtes noch besser und etwas Erfolgreiches noch erfolgreicher zu machen. Bei so grossen Absatzzahlen dürfen einem keine Fehler unterlaufen.» Die Moderna-Waschtische von Keramik Laufen blicken auf eine bedeutungsvolle Designgeschichte zurück. Basierend auf dem Vorgängermodell, das von Hans Bellmann – einem bedeutenden Protagonisten der Schweizer Wohnkultur – designt wurde, führte das Unternehmen 1985 die Designlinie Moderna auf dem Schweizer Markt ein. Das Redesign wurde Peter Wirz übertragen, der auch die Modernisierung der Moderna-R-WCs verantwortete. Die Aufgabe hatte gelautet, die Gesamtästhetik der Moderna-Waschtische zurückzunehmen und sie so zu modernisieren. Aber nur so weit, dass sie sich auch künftig unaufdringlich in unterschiedliche Bad-Szenarien integrieren liessen.
Wirz zeigte auch sein Wirken bei den Designikonen Cleanet Riva und Navia auf: «Sehr schön ist, dass mit der Zusammenarbeit von Laufen mit Noventa eine echte Schweizer Lösung erarbeitet werden konnte. Diese Dusch-WCs sind geprägt von der technologischen Seite im Innern und der schlichten Einfachheit im Äussern. Evolutionäres passiert nie auf Knopfdruck, sondern ist immer ein Prozess.»
Dem Trend auf der Spur
Joan Billing, Trendforscherin und Spezialistin in den Bereichen Design, Innenarchitektur und Architektur, und Samuel Eberli, Architekt ETH, zeigten dem Publikum erstaunliche Trendentwicklungen auf, die einem im Alltag nur zum Teil begegnen, die die Gesellschaft aber mitbeeinflussen. So steht «Slow Time – Slow Living» – das bewusste Konsumieren in allen Bereichen unter dem Motto «weniger, aber besser». Das heisst: weg von Fast Fashion, Fast Architektur, Fast Design und auch Fast Food hin zu einer ressourcenschonenden, ökologischen und ökonomischeren Zukunft; Sustainability, die Evolution der Materialien – das neue Interesse an Materialien und Oberflächen.
Von der Theorie zur realen Praxis
Tima Kamberi und Marc Pancera, Architekten bei Itten+Brechbühl AG, teilten ihre Erfahrungen in der Anwendung von BIM anhand des neuen Hauptsitzes von Scott Sports in Givisiez mit und gaben weitere interessante Ausblicke auf die digitale Transformation. Noch ist BIM nicht massentauglich, aber auf dem besten Weg dazu. Das wurde anhand des Projekts, das erfolgreich in die Praxis umgesetzt wurde, deutlich.
NEST als Forschungs- und Innovationsplattform
Reto Largo, Geschäftsführer NEST, präsentierte die Besonderheiten dieses weltweit einzigartigen Gebäudes und verwies auf die lebensechte Umgebung im NEST. Largo, der seit 2014 für das NEST an der Empa verantwortlich zeichnet, verdeutlichte dem Publikum das grosse Netzwerk in der Institution und wies auf die zahlreichen Vorteile des Mitwirkens von Industrie, Forschung und öffentlicher Hand hin. 20 Prozent im NEST sind Wirtschaftspartner. Auch der Bürobereich des Campus, so Largo, werde eifrig von den Wirtschaftspartnern benützt.
Mit Kreislaufwirtschaft in die Zukunft
Felix Heisel, Architekt und Forschungsleiter der Professur Nachhaltiges Bauen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), referierte über das Prinzip des kreislaufgerechten Bauens und dessen Umsetzung in der neusten NEST-Unit «UMAR» (Urban Mining and Recycling), die Heisel zusammen mit Prof. Werner Sobek und Dirk E. Hebel konzipiert hat. «Urban Mining & Recycling» zeigt auf, wie ein verantwortlicher Umgang mit den natürlichen Ressourcen mit einer ansprechenden Architektur kombiniert werden kann. Der Unit liegt die These zugrunde, dass alle zur Herstellung eines Gebäudes benötigten Ressourcen vollständig wiederverwendbar, wiederverwertbar oder kompostierbar sein müssen. Dabei werden die verwendeten Materialien nicht verbraucht und dann entsorgt; sie sind vielmehr für eine bestimmte Zeit aus einem technischen bzw. natürlichen Kreislauf entnommen und werden später wieder in diese Kreisläufe zurückgeführt. Wiederverwendung und Wiederverwertung spielen hierbei eine ebenso grosse Rolle wie Recycling und Upcycling – (sowohl auf systemischer wie auf molekularer bzw. biologischer Ebene, z. B. durch Einschmelzen oder Kompostierung. Die Unit «Urban Mining & Recycling» ist so zur gleichen Zeit temporäres Materiallager und Materiallabor. «Wir setzen uns für die Zukunft und für eine hochwertige Architektur ein, die modern und trendig ist, die aber auch zu 100 Prozent sortenreine Zerlegbarkeit garantiert», betonte Heisel.
Nutzen der Digitalisierung
Welchen Nutzen bringt die Digitalisierung in der Produktentwicklung und im Gebäudeunterhalt? Entstehen Sanitärapparate künftig im 3D-Druck? Und wie lässt sich dies mit dem Ansatz des «Urban Mining and Recycling» verbinden? Antworten darauf gab am Event Jürg Vetter, Produktmanager der Similor AG. «Keramik Laufen und Similor haben sich schon frühzeitig mit der Digitalisierung befasst und sich zum Ziel gesetzt, die daraus resultierenden Chancen bestmöglich zu nutzen», sagte Vetter. «Dies sowohl in Bezug auf interne Prozesse in der Entwicklung und in der Produktion als auch hinsichtlich Produkt- und Servicelösungen.» Das Unternehmen schätzt die Vorteile der Digitalisierung von Sanitärprodukten für Kunden und Anwender im öffentlichen und halböffentlichen Bereich zurzeit als grösser ein als für das private Zuhause. Vetter verwies auch auf die grossen Vorteile der Digitalisierung im Gebäudeunterhalt.
Vor ein paar Jahren startete Keramik Laufen eine 3D-Druck-Testreihe, um Sanitärkeramik zu drucken. Das additive Verfahren des schichtweisen Aufbaus und des durch einen Laser gleichzeitigen Vorbrennens der Keramik dauerte jedoch zu lange, um das Verfahren industriell nutzen zu können, wie Vetter ausführte. Was zurzeit für die Serienproduktion zeitlich und finanziell ungeeignet sei, könne sich jedoch bereits morgen ändern. Das Unternehmen will hier laufend die technologischen Weiterentwicklungen verfolgen.
Auch bei Similor werden Versuche bezüglich des 3D-Druckverfahrens durchgeführt. Aktuell nutzt Similor die Unit «Urban Mining & Recycling», um ein neues Produktionsverfahren zu testen. In Zusammenarbeit mit dem Designer Andreas Dimitriadis wird eine neue Armatur entwickelt, die im 3D-Druckverfahren in Edelstahl hergestellt wird. Die gedruckte Armatur wird im NEST bezüglich Montagefreundlichkeit, Anwendung und Unterhalt geprüft.
Der digitale Showroom als Neuheit
Vetter stellte auch ein weiteres Projekt von Keramik Laufen und Similor vor, nämlich die Planung eines Virtual-Reality-Showrooms, der ab Herbst 2018 den Besuchern der Ausstellung Laufen Forum zugänglich sein wird. In Zusammenarbeit mit der Firma One Inside und deren VR-Lösung «Inside Reality» lässt sich künftig durch interaktive 3D-Darstellungen eine Auswahl des Produktsortiments in unterschiedlichen Badezimmer-Situationen visualisieren. So wird der digitale Showroom zum Kauferlebnis gemacht, in dem man sich virtuell durch den Raum bewegen und Produkte dreidimensional sowie in Originalgrösse erleben kann – und das ohne VR-Brille. Dabei kann der Kunde mit seinem eigenen Handy, das ihm als Fernbedienung dient, direkt mit der Produktdarstellung interagieren und zwischen Produkten, Konfigurationen, Materialien und Farben auswählen.
Eine geführte Besichtigung durch das NEST-Gebäude und ein Apéro Riche bildeten den Abschluss der Veranstaltung. In der Ausstellung «Design-, Entwicklungs- und Produktionsprozesse» gab es einen schönen Rückblick auf die Entstehungsgeschichte der aktuellen Produktneuheiten von Keramik Laufen und Similor aus der Feder von Peter Wirz.
Weitere Informationen:
laufen.ch
similor.ch