(Bild: SwissSkills)

Mit Boije Widrig und Michael Schranz im Gespräch

«Mein Antrieb ist der Berufsstolz»

Am 16. August fliegen Sie zu den WorldSkills nach Kazan. Was gibt es bis dahin noch zu tun?
Boije Widrig: Jetzt, sechs Wochen vor den Weltmeisterschaften, geht es um den «Feinschliff». Im Trainingscenter werden wir die einzelnen Arbeitsschritte weiter optimieren, sodass ich in der Wettbewerbssituation gut auf den Zeitdruck vorbereitet bin. Ausserdem wird in Horgen noch ein internationales Training stattfinden. Dazu besuchen mich die Kandidaten aus Deutschland, Österreich und Russland. Ich bin gespannt, meine Konkurrenten kennenzulernen, und erwarte einen produktiven Austausch.
Michael Schranz: Es gibt noch einiges zu vertiefen. Mit meinem Coach werde ich im Trainingscenter die Installationsaufgaben nochmals durchgehen, und zu Hause übe ich weiterhin das Schemazeichnen, die Fehlersuche und das Programmieren. Ich bin zuversichtlich, dass ich dann in einigen Wochen für den Wettkampf parat bin.

Was ist Ihre Motivation für die Teilnahme an den Berufsweltmeisterschaften?
B. Widrig: Ich mache meine Arbeit sehr gern, und die Meisterschaften geben mir die Möglichkeit, mich beruflich weiterzuentwickeln. Im fachlichen wie im persönlichen Bereich lerne ich ständig dazu: zum Beispiel im Umgang mit Technologien, die ich im Berufsalltag nur selten einsetze. Oder wie man mit Stress umgeht, sich gut organisiert und es gelingt, sich in einer ungewohnten Umgebung vor Publi um auf die Aufgaben zu konzentrieren. Es werden ja in Russland für die vier Wettbewerbstage rund 200 000 Besucher erwartet.
M. Schranz: Mein Antrieb ist der Berufsstolz. Während des Qualifikationsverfahrens für die WorldSkills habe ich eine grosse Leidenschaft für meinen Beruf und die Lust entwickelt, mich mit Berufskollegen zu messen. Durch die Meisterschaften bekam ich auch den Zugang zum Programmieren, was mir viel Freude bereitet. Es ermöglicht mir, beruflich eine neue Richtung einzuschlagen.

Kommt man auch mal an seine Grenzen?
B. Widrig: Ja, das kommt natürlich auch vor. Ich war zum Beispiel mit Teilnehmern aus Grossbritannien, Brasilien und Kasachstan in Russland an den Skill Camp Competitions. Das ist eine Meisterschaft, die von grossen Industriebetrieben zur Vorbereitung auf die WorldSkills ausgerichtet wird. Die Aufgabe war sehr komplex, wurde schlecht übersetzt, und zu alledem war mir das zur Verfügung gestellte Arbeitsmaterial nicht vertraut. Deshalb liefs bei mir nicht so gut, und ich war ziemlich verunsichert, ob ich mit den Gegebenheiten an den WorldSkills klarkommen würde. Aber Adrian sagte, genau aus diesem Grund hätten wir ja an den Skill Camp Competitions teilgenommen: um zu lernen, sich auf neue Umstände einzustellen. Durch meine Erfahrungen, die ich in diesem Camp gemacht habe, bin ich jetzt für viele Eventualitäten gewappnet.
M. Schranz: Mit dem Programmieren hatte ich Startschwierigkeiten. Ich habe an den ersten zwei Tagen im SPS-Kurs kaum ein Wort verstanden und mir Gedanken gemacht, ob ich alles in der beschränkten Zeit beherrschen würde. Ich habe mich dann aber intensiv in das Thema eingearbeitet, und mit dem Beherrschen einer SPS- Programmierung kam auch gleich meine Begeisterung für Anlagenelektrik. So habe ich etwas verstanden, was wir auch an einem Trainingscamp mit dem SwissSkills-Team gelernt haben: Für den Wettkampf gilt es, Grenzen zu erkennen und zu überschreiten. Übrigens habe ich darin ein gutes Vorbild: Mein Bruder Beat wurde ja 2017 in Abu Dhabi nicht nur Elektroinstallations-Weltmeister, sondern auch «Best of Nation». Diese Leistung ist wirklich bemerkenswert. Aber ich werde auch mein Bestes geben und über meine Grenzen hinauswachsen.

Wie geht es für Sie nach den WorldSkills weiter?
B. Widrig: Ehrlich gesagt, denke ich noch nicht so weit. In meinem Fokus stehen im Moment nur die Word-Skills und deshalb ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, über die Zukunft nachzudenken. Ich werde aber sicher in meinem Beruf weiterarbeiten und eine für mich geeignete Weiterbildung finden.
M. Schranz: Der Bereich Anlagentechnik hat mich gepackt, da möchte ich noch einiges dazulernen. Ich kann mir auch vorstellen, die Berufsmatura zu machen und Elektrotechnik zu studieren. Mal schauen, wohin es mich verschlägt. Aber jetzt stemmen wir erst einmal die WorldSkills!

ET Elektrotechnik wünscht Ihnen beiden dabei viel Erfolg!