E-Mobilität

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Viele Hersteller wie Fiat, Mini oder Opel haben elektrisch betriebene Kleinwagen entwickelt, die sich sehr gut für kurze Distanzen eignen. (Bilder: zVg)

Der Renault Zoe ist dank Gleichstrom in 70 Minuten voll geladen, der Porsche Taycan in nur 22,5 Minuten schon 80 Prozent.

Gefragte E-Fahrzeuge

Nachdem der Genfer Automobilsalon aufgrund des Coronavirus abgesagt worden war, präsentierten zahlreiche Hersteller ihre neuen Modelle online. Ein Überblick.

 Nachdem der Genfer Automobilsalon aufgrund des Coronavirus abgesagt worden war, präsentierten zahlreiche Hersteller ihre neuen Modelle online. Für sie haben diese digitalen Events grosse Vorteile: Sie sind kostengünstiger und die mediale Aufmerksamkeit ist ihnen dennoch gewiss. Für die Veranstalter des Automobilsalons könnte das aber zum Problem werden: Falls die Hersteller nach dem Aus der Messe zum Schluss kommen, dass es auch ohne einen millionenschweren Auftritt in der Schweiz geht, könnte die diesjährige Absage für die Zukunft schwer wiegen und möglicherweise den Genfer Automobilsalon in Frage stellen. Aber noch bevor der Salon hätte eröffnet werden sollen, fand die Verleihung des «Car of the Year» statt. Dies auch online, vor Ort waren keine Journalisten zugelassen. Sieben Kandidaten standen zur Auswahl: der BMW 1er-Serie, der Ford Puma, der Peugeot 208, der Porsche Taycan, der Renault Clio, das Tesla Modell 3 und der Toyota Corolla. Zum Sieger wurde der Peugeot 208 gekürt, dies vor den elektrisch betriebenen Tesla Model 3 auf Platz 2 und dem sportlichen Porsche Taycan auf Platz 3.

Europaweit auf Rang 10

Diese Wahl zeigt, dass Elektrofahrzeuge stark im Kommen sind. Der Anteil an Plug-in-Hybriden am Markt für neue Personenwagen der Schweiz und des Fürstentums Liechtensteins hat aber immer noch einen grossen Marktanteil. So teilte etwa Auto Schweiz mit, dass die Steckerfahrzeuge im Februar einen Rekordwert erreicht hatten. Mit 4,0 Prozent konnten die Hybrid-Modelle, die über eine externe Lademöglichkeit verfügen, ihren Marktanteil innerhalb eines Jahres vervierfachen. Zusammen mit den reinen Elektroautos liegt der Anteil der Steckerfahrzeuge im Februar bei 8,1 Prozent, seit Jahresbeginn bei 7,9 Prozent. Das «10/20»-Ziel von auto-schweiz, wonach im laufenden Jahr jeder zehnte neue Personenwagen über das Stromnetz aufladbar sein soll, ist also in Sichtweite – Dank der grossen Anstrengungen der Marken-Importeure, so Auto Schweiz. Welche Auswirkungen die zunehmende Ausbreitung des Coronavirus COVID-19 in Europa und der Welt auf den Schweizer Markt haben wird, sei noch nicht absehbar. Noch seien die Lieferketten der Hersteller und Importeure nach Kenntnis von auto-schweiz stabil, sagt Christoph Wolnik: «Zurzeit sind uns keine Einschränkungen der Lieferbarkeit von Modellen bekannt, die auf das Coronavirus zurückzuführen wären. Wir beobachten die Lage aber genau und stehen in engem Austausch mit unseren Mitgliedern.» Auch mögliche Folgen der Absage der diesjährigen Geneva International Motor Show nach dem Verbot von Grossanlässen durch den Bundesrat könnten heute noch nicht abgeschätzt werden, so Wolnik abschliessend.

Schaut man genauer hin, welches europäische Land am besten auf die Elektromobilität vorbereitet ist, so sind es gemäss einem Fazit des neuen EV Readiness Index von LeasePlan Holland und Norwegen (je 34 Punkte) und Grossbritannien. Die Schweiz rangiert mit 21 Punkten hinter Dänemark, Frankreich und Ungarn auf Rang 10 noch vor Spanien, Italien und Tschechien. Schlusslichter im Ranking sind Polen und die Slowakei mit je 11 Punkten. Der Index basiert auf den 2019er Zahlen und vier Faktoren, die eine Gesamtwertung für jedes Land ergeben: Elektrofahrzeug-Markt (einschliesslich Plug-in-Hybriden), Ladeinfrastruktur, staatliche Anreize und Know-how von LeasePlan über Elektromobilität in den einzelnen Ländern.

Elektrische Modelle im Überblick

Nissan hatte bereits im Jahre 2010 das erste Modell des Leaf lanciert. Dieses Jahr ist die Marke mit einem Sondermodell präsent. Der neue Nissan Leaf 3.Zero basiert auf dem Tekna und verfügt jetzt über ein neues Infotainment-System inklusive Acht-Zoll-Touchscreen, das zusätzliche Konnektivitätsdienste wie die Door-to-Door-Navigation erlaubt. Den Vortrieb übernimmt ein 110 kW/150 PS starker Elektromotor und als Energiespeicher dient die 2018 eingeführte 40-kWh-Batterie, mit der die Reichweite auf 270 Kilometer im WLTP-Zyklus gestiegen ist. Mehr Leistung und noch mehr Reichweite bietet die neue Nissan Leaf e+ 3. Zero Limited Edition. Das europaweit auf 5000 Einheiten begrenzte Sondermodell fährt mit einem auf 160 kW/217 PS erstarkten Elektromotor vor und bietet eine Reichweite von bis zu 385 Kilometern. Möglich macht das eine nochmals verbesserte, nun 62 kWh-starke Lithium-Ionen-Batterie: Sie weist eine um 25 Prozent höhere Energiedichte und eine um 55 Prozent höhere Speicherkapazität auf.

Erstmals bietet auch Opel mit der komplett neuen sechsten Corsa-Generation eine rein batterie-elektrische Variante mit 100 kW (136 PS) Leistung mit einer Reichweite von bis zu 330 Kilometer (WLTP) an. Innerhalb von 30 Minuten sollen per Schnellladung die 50 kWh-Batterien zu 80 Prozent wieder aufgeladen werden. Egal ob Kabellösung für die Haushaltssteckdose, Wallbox oder High-Speed-Charging – der Neue soll auf alle Ladeoptionen vorbereitet sein. Der Corsa‑e ist das Elektroauto mit dem Blitz und bietet bereits in der Ausstattung Edition eine Klimaautomatik mit Fernsteuerung, elektrische Parkbremse mit Berg-Anfahr-Assistent, das schlüssellose Startsystem sowie das Apple CarPlay und Android Auto kompatible Multimedia Radio mit 7‑Zoll-Farb-Touchscreen. Ausserdem gibt es Systeme wie den Frontkollisionswarner sowie den Spurhalte-Assistenten ohne Aufpreis.

Prädestinierte Kleinwagen

Kleinwagen eignen sich für kurze Strecken und sind daher am besten für die Elektrizifizierung. Renault hat mit dem Modell Zoe, das schon am letztjährigen 24-Stunden-Rennen zum Grossglockner die Ziellinie als erstes Elektrofahrzeug überquerte, am Start (ET 08/2019). Beim Facelift des neuen Zoe gab es einige Änderungen bezüglich Leistung und Reichweite. Der Fokus liegt dabei auf der Batterie: Ihre Kapazität stieg von 41 auf 52 kWh, womit die Reichweite (WLTP) auf 395 Kilometer anwächst. So erhielt er mit dem grösseren Akku auch einen stärkeren Motor und leistet jetzt 100 kW (135 PS). Der bisherige 80-kW-Motor (108 PS) bleibt jedoch im Angebot, ebenso die kleinere Batterie mit 41 kWh. Beim Thema Lademanagement gehörte der Franzose bisher nicht gerade zu den Musterknaben der E-Mobilität. Das ändert sich mit dem neuen Renault Zoe Facelift (2019) aber. Das technische Update umfasst einen dreiphasigen 22-kW-On-Board-Charger für Wechselstrom (AC) sowie auch die Möglichkeit, an einer Schnellladesäule Strom andocken zu können. Über den CCS-Stecker fliesst bis zu 50 kW Gleichstrom (DC) und füllt den grossen Akku in 70 Minuten bis zu 80 Prozent.

Aber auch die Italiener warten mit einem elektrischen Kleinwagen auf. So surrt der putzige Fiat 500 bald elektrisch durch die Stadt. Doch mit 320 Kilometer Reichweite dank einer Batterie mit 42 kWh Kapazität und einem Schnellladesystem taugt das Elektroauto auch für längere Strecken. Der elektrische Fiat 500 wurde komplett neu entwickelt, steht auf einer eigenen Plattform und hat im Prinzip nur die putzige Optik mit seinem mittlerweile 13 Jahre alten Namensvetter gemein. Der Hersteller spricht darum von der "dritten Generation" des Fiat 500 und will damit sogar "neue Massstäbe" im Segment der emissionsfreien Fahrzeuge setzen. Und das, obwohl Fiat bisher nur wenig für Elektroautos übrig hatte. Serienmässig wird der Fiat 500e mit Schnellladefunktion via CCS-Stecker ausgeliefert, was bei der Konkurrenz meistens nur gegen Aufpreis zu haben ist. Damit soll der Akku mit bis zu 85 kW aufgeladen werden können und sich an Schnellladesäulen in 35 Minuten auf 80 Prozent füllen lassen. An Gleichstromsäulen nimmt sich der Fiat bis zu 11 kW. Mit 150 km/h Höchstgeschwindigkeit und einer Beschleunigung von flotten 9,0 Sekunden auf 100 nicht zu den langsamen Fahrzeugen.

Von klein und gross

Auch die Briten warten mit einem vollelektrischen Stadtflitzer auf, der Fahrspass mit grünem Gewissen vereinen soll und reagieren so auf den immer wichtiger werdenden Elektrotrend. Und der Mini Cooper ist definitiv ein Gradmesser für innenstadttaugliche Fahrzeuge mit Lifestyle-Charakter. Der E-Antrieb sowie die Batterietechnik stammt dabei vom E-Pionier BMW i3. Mit 184 PS ist der E-Mini ebenso stark wie der sportive i3s und mobilisiert ein maximales Drehmoment von 270 Newtonmetern. Der Mini Cooper SE (2019) soll in 7,3 Sekunden auf Tempo 100 spurten und ist bei 150 km/h abgeriegelt. Der E-Motor bringt 184 PS auf die Räder und sorgt für 270 Kilometer Reichweite. Der Hochvoltspeicher ist tief im Fahrzeugboden angeordnet, sodass sich keinerlei Einschränkungen des Gepäckraumvolumens im Vergleich zum herkömmlich angetriebenen MINI 3-door ergeben.

Das andere Extrem zu einem Klein- ist wohl ein Sportwagen. Hier möchten wir kurz auf den Porsche Taycan eingehen. Taycan Turbo S und Taycan Turbo heissen die ersten Modelle der neuen Baureihe. Sie bilden die Speerspitze der Porsche E-Performance und zählen zu den leistungsstärksten Serienmodellen, die der Sportwagenhersteller derzeit in seinem Produktportfolio hat. In der Topversion Turbo S kommt der Taycan auf bis zu 560 kW (761 PS) Overboost-Leistung im Zusammenspiel mit der Launch-Control, der Taycan Turbo auf bis zu 500 kW (680 PS). Aus dem Stand beschleunigt der Taycan Turbo S in 2,8 Sekunden von null auf 100 km/h, der Taycan Turbo in 3,2 Sekunden. Die Reichweite beträgt bis zu 412 Kilometer beim Turbo S und bis zu 450 Kilometer beim Turbo (jeweils nach WLTP). Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei beiden Allradmodellen bei 260 km/h. Der Taycan ist zudem das erste Serienfahrzeug, das mit einer Systemspannung von 800 Volt anstatt der bei Elektroautos üblichen 400 Volt antritt. Davon profitieren Taycan-Fahrer insbesondere unterwegs: In gut fünf Minuten ist mit Gleichstrom (DC) im Schnellladenetz Energie für bis zu 100 Kilometer Reichweite (nach WLTP) nachgeladen. Die Ladezeit für fünf bis 80 Prozent SoC (State of Charge/Batterieladung) beträgt bei Idealbedingungen 22,5 Minuten, die maximale Ladeleistung (Peak) 270 kW.

Wir sehen, das Angebot an Elektrofahrzeugen ist schon anständig und wird immer grösser, denn jeder Hersteller will dem Käufer eine entsprechende Auswahl bieten.