E-Mobilität

Ladestation

Die Ladestation «Inch» ermöglicht eine schnelle und kostengünstige Installation per Flachbandkabel oder Stromschiene. (Foto: Repower)

Raus aus der Nische

Der Transformationsprozess von Verbrennungsmotoren hin zu E-Autos ist in vollem Gang. Der Sprung aus der Nische ist nur eine Frage der Zeit. Zum bevorstehenden Durchbruch der E-Mobilität tragen die zahlreichen Ladestationen bei. Und es werden immer mehr.

Elon Musk und sein Tesla sind in den ­Medien omnipräsent. Sein Name und der seiner Tesla-Modelle tauchen immer dann auf, wenn um die elektrifizierte Mobilität und E-Fahrzeuge berichtet wird.

Doch die Anzahl von Medienpublikationen sind nicht die verlässlichsten Indikatoren, um zu prüfen, ob sich das Zeitalter der Verbrennungsmotoren dem Ende zuneigt. Andere Faktoren sind da richtungsweisender, um Antworten zu finden, ob die E-Mobilität sich durchgesetzt hat.

Zahlen zeigen nach oben

Keine Frage: Die Elektromobilität wird immer beliebter. Mehrere Länder unterstützen diese Entwicklung mit Subventionen einerseits, und mit restriktiveren Auf­-lagen für Autos mit Verbrennungsmotoren andererseits. Das Angebot der Hersteller wird laufend mit neuen Modellen erweitert. Die Reichweite der batterie­getriebenen Motoren verbessert sich ständig, und auch die Verkaufszahlen steigen.

Gemäss dem Online-Portal «European Alternative Fuels Observatory» betrug im Jahr 2019 der Anteil der Personenwagen in der Schweiz mit alternativen Antrieben am gesamten Personenwagen-­Bestand 1,31 Prozent. Zum Vergleich: 2012 lag dieser Wert noch bei rund 0,02 Prozent.

Auch die Zahl der Neuzulassungen macht den Trend sichtbar. Gemäss Swiss Mobility sind für das Jahr 2019 fast 40 000 neue Zulassungen für Personenwagen mit elektrischen Antrieben zugelassen worden. Das entspricht einem Anteil von fast 13 Prozent von allen neu immatrikulierten Neuwagen.

E-Mobilität integriert betrachten

Obwohl die Zahlen vielversprechend sind, ist der E-Mobilität noch nicht der ganz grosse Durchbruch gelungen. «Noch», wie Tao Krauspe betont, denn viele haben in der Schweiz keine Möglichkeit, privat ein Elektroauto zu laden. Damit schrumpfe das Käuferpotenzial, meint der Head of Product Management E-Mobility Plug ’n Roll bei Repower.

Abhilfe schafft das Ladeangebot von Plug ’n Roll bereits heute. «Derzeit bieten wir über 4000 öffentliche Ladepunkte in der Schweiz und über 40 000 in ganz Europa an.» Unter dem Begriff «Ladenetz» versteht das Bündner Unternehmen aber nicht nur öffentliche Ladepunkte, «sondern wir versuchen, die E-Mobilität integriert zu betrachten».

Gesamthaft rechnet der Energieversorger mit mehr als einer Million Ladepunkte in der Schweiz für das Jahr 2035. «Diese kommen sicher nicht alle von uns. Aber einen soliden Anteil davon werden wir errichten oder zugänglich machen.»

Aktivere Förderung der Ladeinfrastruktur

Die E-Mobilität wird die Nische verlassen, denn «wir bewegen uns auf einen Massenmarkt hin», sagt Krauspe. Entscheidend wird die Frage sein, wie lange dieser Transformationsprozess dauert. «Die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind in Bezug auf den Ladeinfrastrukturaufbau zentral.»

Während man beispielsweise in den Nachbarländern Deutschland, Österreich und Italien sowohl E-Fahrzeuge als auch die Ladeinfrastruktur direkt ­fördert, ist man in der Schweiz diesbezüglich eher zurückhaltend.

«Hier würde ich mir eine aktivere Förderung wünschen, sowohl im finanziellen Bereich als auch in Bezug auf konkretere Regularien und Gesetze. Man hat bei den Förderungen der Solarenergie in der Schweiz im Rahmen der Programme von kostendeckenden Ein­speisevergütungen gesehen, wie stark solche Instrumente die Verbreitung sinnvoller und insbesondere klimafreundlicher Technologien beschleunigen können», meint Tao Krauspe.

Umdenken notwendig

«Die Ladenetzbetreiber machen aus meiner Sicht einen guten Job», meint Krauspe. Wie schnell die E-Mobilität komme, hänge letztlich davon ab, wie schnell massenmarktfähige E-Fahrzeuge verfügbar seien. Es gibt bereits sehr unterschiedliche ­Modelle und es werden monatlich mehr.

«Die klassischen Automarken stehen hier vor einer grossen Herausforderung und müssen das Auto neu denken und eine ganze Industrie umgestalten. Aber auch das Energiesystem kann langfristig unter Umständen zum Nadelöhr werden und muss intelligenter und den neuen Bedürfnissen angepasst werden», sagt Krauspe. Hier seien Bau- und Energiebranche ­gefordert, entsprechende Konzepte beispielsweise im Bereich Lastmanagement oder Eigenverbrauchsoptimierung ein­zusetzen.

Zudem, so Krauspe, sollte die Politik solche Prozesse finanziell und strukturell unterstützen. Ein Mieter sollte zum Beispiel in der Wohnliegenschaft ein Anrecht auf eine Ladestation haben.

Eindrückliche Fortschritte

«Heute ist es wichtig, bei Neubauten die entsprechende Ladeinfrastruktur direkt mit einzuplanen», sagt Krauspe. Zudem solle man sich Gedanken machen, wie der Ladestrom in Gemeinschaftsgaragen abgerechnet werde.

Alles Gedanken, die in der Bauplanung noch zu wenig Berücksichtigung finden, meint Krauspe, der von der Elektromobilität überzeugt ist. Berufsbedingt befasst er sich seit 2013 mit der Elektromobilität in der Schweiz. Seitdem habe sich viel getan. E-Fahrzeuge, egal ob E-Bike oder E-Auto, bereiten neben dem ökologischen Vorteil viel Fahrspass. «Ich kann es jedem empfehlen.»

Für ihn hat sich diese in verschiedenen Ländern Europas bereits durchgesetzt. «Die Umgestaltung des Mobilitätssektors hin zu klimafreundlichen Antriebstechnologien ist einfach ein sehr langfristiger Prozess, den man im Alltag nur am Rande wahrnimmt. Schaut man aber, was die Autoindustrie, Ladenetzbetreiber, Politik und weitere Akteure aktuell unternehmen, sind die Fortschritte europaweit eindrücklich».