E-Mobilität

Wie man die Nachfrage nach E-Mobilität stillt

Die Problematik ist schon länger bekannt. Elektroautos boomen, doch die Ladeinfrastruktur hinkt hinterher. Nun reagiert ABB und hat den Grundstein für einen neuen Standort eines globales Kompetenz- und Produktionszentrums für Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge auf 16 000 Quadratmeter in Italien gelegt.

Als Anbieterin von Elektromobilitätslösungen unterstreicht ABB mit der Investition von 30 Millionen US-Dollar in ein globales Kompetenz- und Produktionszentrum für Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge ihre Bemühungen, Innovationen in diesem wachstumsstarken Sektor weiter voranzutreiben. Dabei investierte das Unternehmen bereits 10 Millionen US-Dollar in den Bau eines Forschungs- und Entwicklungsstandorts für ihre weltweiten Aktivitäten im Bereich der Elektromobilität sowie einen nachhaltigen Hauptsitz, der sich auf dem Campus der TU im niederländischen Delft befindet und welches vor kurzem eröffnet wurde.

Das neu errichtete Werk in Italien soll das gesamte ABB-Portfolio an Gleichstrom-Ladestationen für Elektrofahrzeuge herstellen, von Heimladestationen bis hin zu Systemen zur Installation an öffentlichen Plätzen und für den städtischen Nahverkehr. Der neue Standort soll das Wachstum von ABB im Bereich Elektromobilität weiter vorantreiben. Dazu erklärte Giampiero Frisio, Leiter der Division Smart Power von ABB bei der Eröffnung in Valdarno (I): «Wir setzen heute einen wichtigen Meilenstein für unser Elektromobilitätsgeschäft. ABB treibt den Fortschritt in diesem Sektor schon seit mehr als zehn Jahren entschlossen voran. Mit diesem hochmodernen Standort tragen wir erheblich dazu bei, den weltweiten Übergang zur emissionsfreien Elektromobilität zu beschleunigen.»

Forschung auf 3200 Quadratmetern

Das Werk ist mit verschiedenen digitalen ABB Ability-Lösungen ausgestattet. Diese sollen die vollständige Transparenz und optimierte Fertigung für jedes einzelne Produkt ermöglichen und automatisierte Lagerverwaltungssysteme mit den Produktionsbereichen vernetzen. Darüber hinaus werden automatisierte Anlagen zur Leiterplattenmontage und Monitoring- und Testsysteme mit dem IT-System der Fabrik verbunden.

Für die F&E Tätigkeit besteht ein gesonderter 3200 Quadratmeter grosser Bereich, in dem es schwerpunktmässig um Entwicklung und Prototyping geht. Dabei konzentriert sich ABB auf die Einführung innovativer Lösungen, auf neue Software und Tools für das Lebenszyklusmanagement der Produkte, um F&E-Tätigkeiten vollständig in den Fertigungsprozess zu integrieren, sowohl intern als auch für externe Dienstleistungen der Elektronikentwicklung und -fertigung.

Erneuerbare Energiequellen

Gleichzeitig tragen die Integration von erneuerbaren Energiequellen wie Solaranlagen auf dem Dach, ein optimiertes Heiz- und Kühlsystem und die Einführung einer Elektroautoflotte für Mitarbeitende, Logistik-, Vertriebs- und Serviceteams dazu bei, die Umweltauswirkungen des Werks gering zu halten.

Dazu erklärt Frank Mühlon, CEO E-mobility: «Vor dem Hintergrund des weltweit wachsenden Bedarfs an nachhaltigen Verkehrslösungen stellen wir mit dem neuen Werk sicher, dass ABB diese Nachfrage decken kann und Anbieter der Wahl für durchgängige Elektromobilitätslösungen bleibt.»

Formel E

ABB verfügt über umfangreiche Erfahrung und beispielloses Know-how in der Entwicklung von nachhaltigen Verkehrslösungen. Das Unternehmen ist bereits seit mehr als zehn Jahren auf dem Markt für Elektroladestationen aktiv und hat bis heute mehr als 14‘000 Gleichstrom-Schnellladegeräte in über 80 Ländern verkauft. Für ihren Beitrag zur Förderung von nachhaltigen Verkehrslösungen auf internationaler Ebene wurde ABB zudem mit dem «Global E-mobility Leader 2019 Award» ausgezeichnet.

Wie das Unternehmen im weiteren kürzlich bekannt gab, wird es die Ladetechnologie für die Gen3-Rennwagen der ABB-FIA-Formel-E-Weltmeisterschaft liefern, der ersten rein elektrischen internationalen Motorsport-Rennserie. ■

Nachgefragt

Andreas Müller, Global Portfolio Line Manager ABB E-Mobility, äussert sich anlässlich der Einweihung der Fabrik für Ladeinfrastruktur zu Fragen rund um die Elektromobilität.

Welche Herausforderungen stellen Sie bezüglich der Elektromobilität fest?

Die Herausforderung ist zurzeit nicht ein Technologieproblem oder die Verfügbarkeit der Infrastrukturlösungen, sondern liegt bei der Skalierbarkeit sowie Bewilligungen zum Standort der Ladesysteme. Natürlich kommen immer neue Standards wie u. a. das bidirektionale Laden, der CCS, das Laden von E-Trucks dazu. Frühere Probleme wie eine kurze Reichweite und lange Ladezeiten sind heute gelöst, da sich die Autos inzwischen zu Hause, im Geschäft oder unterwegs innert kurzer Zeit aufladen lassen. Deshalb haben wir heute kein Technologie-, sondern ein Skalierungsproblem.

Welche Trends in der Elektromobilität stellen Sie fest?

Ja, das ist eine interessante Frage. Ein Trend ist sicherlich, dass die Leistung der einzelnen Fahrzeuge und E-Trucks noch ansteigen wird. Andererseits wird man grosse Investitionen in Bezahl- und deren Leitsysteme sehen, bei welchen die Membership-Angebote bestehen bleiben werden. Die Kundeninteraktion soll vereinfacht und mit Kabelmanagementsystemen, intuitiven Bildschirminformationsflüssen sowie Bezahlsystemen ausge-stattet werden. Ein weiterer Trend liegt zudem im bidirektionalen Laden, wo noch einiges Potenzial vorhanden ist sowie bei effizienteren und kompakteren Ladern. Die zentrale oder dezentrale Verteilung der Energie spielt dabei eine wichtige Rolle.

Wie sehen Sie die aktuelle Problematik der Energieversorgung?

Grundsätzlich können wir als Ladeinfrastruktur-Hersteller nicht auf die Energieversorgung Einfluss nehmen. Wir gehen aber davon aus, dass die Elektromobilität nicht mehr als 10 Prozent des Energiebedarfs benötigt, wie das auch Studien beweisen. Wir sind überhaupt erst die Antwort, um von den fossilen Energieträgern wegzukommen, die die aktuelle Problematik verursachen.