Stromerzeugung

Osmose: Was geplatzte Kirschen mit der Stromproduktion verbindet

Kirschen, Würstchen und Norwegen haben eines gemeinsam - nämlich das Phänomen der Osmose. Das was Kirschbauern kurz vor der Ernte so fürchten, nutzen jetzt die Norweger zur Produktion von Strom. Darüber berichtete kürzlich die NZZ am Sonntag. In Tofte am Oslofjord wird am 24. November der erste Prototyp eines Osmose-Kraftwerkes (auch Salzkraftwerk genannt) eröffnet. Die Anlage soll zunächst zwei bis vier Kilowatt produzieren (soviel, wie etwa eine Kaffeemaschine braucht), insgesamt rechnet man in Norwegen aber mit einem Potenzial von 12 Terawattstunden (TWh), was etwa einem Zehntel des norwegischen Gesamtverbrauchs pro Jahr entspricht. Mit dem Start eines kommerziellen Osmose-Kraftwerk rechnen die Norweger im Jahr 2015.

 

Natürliches Phänomen für die StromproduktionKirschbauern fürchten kurz vor der Ernte nichts so sehr, wie einen kräftigen Regenschauer. Denn dieser kann die Kirschen platzen lassen. In den Kirschen ist der Zuckergehalt grösser als im Regenwasser. Und um den Konzentrationsunterschied auszugleichen, strömen die Moleküle des Regenwassers durch die Haut ins Innere der Früchte. Dort steigt dadurch aber der Druck an, bis die Kirsche platzt. Genau dasselbe passiert mit der Haut einer Wurst, wenn man sie in ungesalzenem Wasser kocht.

 

Diesen osmotischen Druck nutzen nun die Norweger in einem Kraftwerksprototyp. Auf der einen Seite wird salzhaltiges Meerwasser in eine Kammer gepumpt, auf der anderen Seite wird salzärmeres Flusswasser in eine zweite Kammer gepumpt. Beide Kammern sind durch eine semidurchlässige Membran von einander getrennt, welche nur die Wassermoleküle durchlässt. Dadurch entsteht ein Druckunterschied, der auf der Meerwasserseite höher ist – wie in der Kirsche. Dieses unter hohem Druck stehende Wasser wird in eine Turbine geleitet, die ihrerseits dann den Strom produziert.

 

Prototyp am Hafen von TofteDie eingesetzte Membran aus Kunststoff hat eine Fläche von insgesamt 2000 m², die aber in handliche «Rollen» gepackt ist, um Platz zu sparen. Das Druckausgleichsprinzip funktioniert trotzdem. Und der weltweit erste Prototyp des Osmose-Kraftwerkes unterscheidet sich von anderen Stromkraftwerken dadurch, dass es keinen Lärm verursacht, kein CO2 ausstösst und auch sonst komplett umweltfreundlich ist. Nach einem Schornstein sucht man übrigens auch vergeblich. Am 24. November eröffnet die norwegische Kronprinzessin Mette-Marit offiziell das Osmose-Kraftwerk am Hafen des kleinen Küstenortes Tofte (50 Kilometer südlich von Oslo).

Weiterführende Informationen

Georgraphische Position des norwegischen Osmose-Kraftwerkes


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