Das Veranstaltungsformat „Tage der Sonne“ gibt es in der Schweiz bereits seit 2004. Bis 2014 wurde es vom Fachverband Swissolar organisiert und ab 2015 von der SSES. Trotz Corona und den dazugehörigen Massnahmen waren die Tage der Sonne 2021 ein Erfolg. Sie leben vor allem von der regen Beteiligung der Solarbranche und Interessierten, die Veranstaltungen kreieren und durchführen. Dabei werden sie von der SSES durch Ideenvorschläge, Werbeunterlagen und auch technische Hilfsmittel tatkräftig unterstützt. Alle Veranstaltungen werden online übersichtlich in einem Veranstaltungskalender erfasst.
Carole Klopfstein von der SSES blickt zurück: „Die Vorbereitungen waren in der Tat nicht ganz einfach. Nicht nur wir, auch viele Veranstalterinnen und Veranstalter waren verunsichert durch die aktuelle Lage. Es ist daher umso schöner, dass wir trotz dieser Ausgangslage eine hohe Vielfalt an Aktivitäten präsentieren durften.“ Schweizweit konnten tausende Besucherinnen und Besucher über Themen wie Solarenergie, Energieeffizienz und Suffizienz informiert werden. Dies zu einem grossen Teil digital, aber es gab auch einige Anlässe vor Ort wie beispielsweise einige Hausbesichtigungen, eine regelmässige Sonderführung durch die Umweltarena in Spreitenbach (diese wird noch bis 30. Juni 2021 fortgeführt) oder die Tage der offenen Tür von Sebasol.
Es gab auch viele Webinare, Vorträge und Diskussionsrunden. Reto Knutti, Roger Nordmann und Rudolf Rechsteiner sprachen beispielsweise im Rahmen ihrer jeweiligen Vorträge über die aktuellen Herausforderungen rund um das Klima und den Ausbau von Photovoltaik. Walter Sachs präsentierte einen Vortrag zum Thema „Liberalisierung und Privatisierung“, die SSES gab in einem Webinar eine Übersicht, welche Möglichkeiten für die Mieterschaft bezüglich Solarstrom zur Verfügung stehen und beim Energiewende-Slam wurde vor allem die Dringlichkeit des Themas spürbar. Im Folgenden werden die drei letztgenannten Veranstaltungen etwas genauer erläutert.
Unser Stromnetz als Werkzeug der Energiewende
Ein wichtiger Parameter bei allen Bemühungen rund um die Energiewende ist das Stromnetz. Walter Sachs ist Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Sonnenenergie SSES, des Verbands unabhängiger Energieerzeuger VESE und Geschäftsleitungsmitglied der Solar Campus GmbH. Das macht ihn zum idealen Experten, um über die Bedeutung der Solarenergie in der Schweiz zu sprechen. Unser Stromnetz ist zurzeit teilliberalisiert, d.h. alle Bezüger mit Jahresbezügen ab 100 MWh können ihren Stromlieferanten frei wählen. Der Bundesrat plant, das Stromnetz voll zu liberalisieren, sodass alle Endverbraucher ihren Stromanbieter frei wählen dürfen. Davon verspricht man sich eine Stärkung der lokalen, erneuerbaren Energien. Walter Sachs setzte sich in seinem Vortrag intensiv und kritisch mit dieser Vorgehensweise auseinander. Er stellte die rhetorische Frage, was das eigentliche Ziel der Liberalisierung sei – dies könne ja nur eine Beschleunigung der Energiewende sein. Doch dafür eigne sich die geplante Liberalisierung definitiv nicht. Als Vergleichsbeispiele wurden die Folgen der Liberalisierung der Telekommunikation, der Post oder auch die Folgen der Liberalisierung des Stromnetzes in Deutschland aufgezeigt. Diese sind vor allem: Teuerung und höhere Komplexität durch verschiedene Ansprechpartner und Zuständigkeiten. Als mögliche Alternativen zur Liberalisierung nannte Walter Sachs:
• grünen Strom als Basis-Produkt („green default“), was einen grossen Absatzmarkt generiert, ohne jeden einzeln überzeugen zu müssen und
• eine Zusammenarbeit zwischen Privaten und dem Grundversorger, wie es beispielsweise bei Sunraising in Bern praktiziert wird.
Solarstrom ohne eigenes Dach
Wie kann man ohne eigenes Dach die Energiewende fördern? Dieser Frage ging die SSES im Webinar „Solarstrom für Mieterinnen und Mieter“ nach. Auch die Mieterschaft verfügt über eine vielfältige Auswahl an Möglichkeiten, Solarstrom zu beziehen bzw. zu unterstützen. Diese sind hier zusammengefasst:
• Bezug von Solarstrom beim Stromversorgungsunternehmen
• Mitgliedschaft in einer Solargenossenschaft und/oder einem Solarverein
• Beteiligung an Crowdfunding für den Bau von Solaranlagen
• Erwerb von Herkunftsnachweisen auf Ökostrombörsen
• Kauf einer Solarvignette
• Installation einer Mini-Solaranlage am Balkon oder an der Fassade (600 W, also ca. 2 Standard-Module)
• Zusammenschluss zum Eigenverbrauch gemeinsam mit Vermieter
Mehr Informationen sowie eine Übersicht über die verschiedenen Angebote findet man unter energieschweiz.ch/mieterinnen-solar.
Lyrik trifft Energiewende
Als eine Präsenzveranstaltung der besonderen Art wurde im Bimano in Bern ein „Poetry Slam“ durchgeführt. Im gemütlichen Wohnzimmer-Ambiente traten beim Energiewende-Slam in der Vorrunde sechs und im Finale drei Künstlerinnen und Künstler mit selbstgeschriebenen Texten gegeneinander an. Die Beiträge erstreckten sich von herzergreifenden Geschichten über Nachbarskinder und Kompostwürmer über ein charmant-witziges Storytelling von „Ökologos“, der im Auftrag von Göttin Klima die Welt retten muss, bis hin zu salvenartigen Rap-Lyrics gegen die Überfischung der Meere. Ob im ernsten Zwiegespräch mit der Natur oder als die drastische Beschreibung eines Alptraums wurde die Dringlichkeit der Energiewende auf künstlerisch unterhaltsame Weise präsentiert. Der Energiewende-Slam wurde live auf Radio RaBe übertragen.
Was ist ein Poetry Slam?
Ein Poetry Slam ist ein literarischer Wettbewerb („Dichterwettstreit“), bei dem selbstverfasste Texte innerhalb einer bestimmten Zeit vorgetragen werden. Die Zuhörenden küren durch die Lautstärke des Beifalls den Sieger oder die Siegerin. Der Abend beginnt damit, dass die Moderation das Publikum begrüsst und in aller Kürze die Regeln erklärt. Diese lauten:
1. Die Texte müssen selbst geschrieben sein.
2. Es gibt ein festes Zeitlimit (meist fünf oder sechs Minuten).
3. Es dürfen keinerlei Requisiten oder Verkleidungen verwendet werden.
4. Respect the poets!
Vielfältiges Regionalangebot
Weitere Höhepunkte mit der Möglichkeit für persönliche Begegnungen waren der Energietag in Mettmenstetten oder das Sonnenfest in Liechtenstein. Dieses wurde von der Solargenossenschaft Lichtenstein mitorganisiert. Das interaktive Programm – bestehend aus Referaten, Solarwanderungen, Klimastunden und vielen weiteren tollen Aktivitäten – verteilte sich über drei Tage.
Der Verein Tenna Hospitz in Graubünden öffnete an zwei Tagen die Türen des innovativen Holzhauses "Alte Sennerei" für eine Besichtigung durch die einheimische Bevölkerung. Mehr als 70 Personen (von 3 bis 95 Jahre alt, aus einer Gesamtbevölkerung von 937) folgten der Einladung. Gemäss heutigen Schätzungen wird die Wohngemeinschaft einen Energieautarkiegrad von 80 % erreichen können.
Die Regionalgruppe Romandie führte eine Informationsveranstaltung zum Thema «Funktioniert meine Solaranlage einwandfrei?» durch. (vgl. Bild)
Die Energieregion Knonauer Amt trug auch dieses Jahr wieder mit vielseitigen Formaten zum Erfolg der Veranstaltungsreihe bei.
Ausblick
Es ist natürlich nicht von der Hand zu weisen, dass die Tage der Sonne durch Corona etwas ausgebremst wurden. Das Organisationsteam ist voller Optimismus, dass die Tage der Sonne 2022 vom 13. bis 22. Mai wieder volle Fahrt aufnehmen können und wieder – wie in den Jahren vor Corona – über 150 Veranstaltungen präsentieren dürfen.