Die zwei Buchstaben im Firmennamen verraten es: Die Rivacold CI GmbH geht zurück auf die ECI GmbH, welche 1998 in Cool Italia GmbH umbenannt wurde. Deren Sortiment umfasste Regelungen von Dixell, Kältemaschinen von Rivacold und ab 2000 auch Schaltschränke von Pego. Mit diesen drei Marken konnte Cool Italia umfassende Systeme anbieten. 2018 wurde das Unternehmen aufgrund der Marktdynamik umfirmiert. «Vom verlängerten Vertriebsarm dreier Hersteller sind wir nun Teil von Rivacold geworden. Neben unserem Gesamtsortiment vertreiben wir weiterhin Pego-Produkte als ergänzendes Zubehör», sagt Pancrazio Tondo, Vertriebsleiter bei Rivacold. Der Vertrieb der Dixell-Produkte wurde in eine selbständige Firma ausgelagert, die CI GmbH Control Instruments.
Schweiz als Vorreiter
Trotz des neuen Namens hat das Unternehmen seine seit über 20 Jahren bestehenden Schwerpunkte beibehalten: Das Augenmerk liegt einerseits auf dem Verbundbau anspruchsvoller Kälteanlagen, anderseits auf steckerfertigen Aggregaten. Die Rivacold CI GmbH deckt den DACH-Raum ab, für die Schweiz ist Gebietsleiter Stephan Heiss zuständig. Die Schweizer Kälte- und Klimagrosshändler dienen gewissermassen als Feinverteilung für den Vertrieb der Produkte. «Dieses System funktioniert gut, denn wir könnten die zahlreichen Installateure gar nicht einzeln bedienen», sagt Tondo. Gerade im Schweizer Markt habe man in den letzten fünf Jahren einen merkbaren Aufschwung bei Kälteanlagen mit natürlichem Kältemittel erlebt, berichtet Stephan Heiss: «Die Schweiz war in dieser Hinsicht schon immer etwas früher dran als der EU-Raum. Gerade bei steckerfertigen Aggregate mit dem Kältemittel R290 ist die Nachfrage stark angestiegen. Anlagen mit anderen Kältemitteln werden gar nicht mehr gross nachgefragt.»
«Der Retailbereich, also die Grosskälteanlagen in Supermärkten, sind für uns ein sehr wichtiges Segment. Hier geht der Trend stark in Richtung CO2, wir liefern praktisch keine anderen Anlagen mehr», ergänzt Pancrazio Tondo. Jedoch seien CO2-Anlagen an sich noch nicht zwingend effizient: «Die Werte der Verdichter halten sich in Grenzen. Wir setzen deshalb immer mehr auf Invertertechnik. Wenn die Drehzahl gerade der Führungsverdichter an den effektiven Bedarf angepasst wird, können wir die Anlagen deutlich effizienter betreiben.» Ebenso werden zusätzliche Kühleinheiten verwendet, damit der subkritische Betrieb auch im Frühling aufrechterhalten werden kann. «Im subkritischen Betrieb sind die Verbräuche deutlich tiefer. Um das zu erreichen, integrieren wir bei solchen Anlagen regelmässig einen zusätzlichen Kaltwassersatz.»
Menschen und Maschinen
Gerade in Supermärkten können Defekte oder Ausfälle der Kälteanlagen zu massivem finanziellen Schaden führen. Eine hohe Qualität und Zuverlässigkeit sind deshalb zentral. Die Ausfallquote liege, gerade angesichts der tausenden verkauften Anlagen, sehr tief, sagt Tondo: «Man darf aber nie vergessen, dass wir Technik verkaufen, und die Technik ist nie perfekt.» Sobald ein Produkt bei mehr als zwei Prozent der Anlagen einen Defekt zeige, werde die gesamte Anlage analysiert und wenn nötig mit neuen Komponenten aufgebaut. Doch nicht nur die Hardware, auch das Handwerk sei essenziell: «Kältetechnik steht und fällt mit der sauberen Installation», sagt Tondo, «Für die fachmännische Ausführung brauchen Installateure sehr viel Know-How».
Wie bei anderen Gewerken gewinnt die Fernüberwachung von Anlagen auch in der Kältetechnik an Bedeutung. Für diesen Zweck verwendet man bei Rivacold das «Xweb»-System von Dixell. So können rund 5000 Anlagen aus der Ferne überwacht werden. Bei Störungen können die genauen Fehlermeldungen sowie die Temperaturverläufe der Anlagen rasch und unkompliziert eingesehen werden. Oft brauche es nicht einmal den Besuch eines Servicetechnikers oder Monteurs, sagt Tondo: «Es kommt oft vor, dass in den grossen Supermärkten die Tür zum Kühlraum eine oder gar zwei Stunden lang offensteht. So etwas sehen wir aus der Ferne und können den Fehler mit einer einfachen Anweisung an das Personal beheben: Tür zu machen, und die Anlage läuft wieder ordnungsgemäss.» Falls nötig, könne man auch Abtauungen via Fernzugriff anstossen. Die grosse Zahl der überwachten Anlagen hilft zudem, Muster zu erkennen und allfällige Optimierungsmöglichkeiten zu finden. «Kälteanlagen sind ein bisschen wie Autos. Es gibt den offiziellen Verbrauch, der vom Hersteller angegeben wird. Aber wer ständig das Gaspedal durchdrückt, sieht wegen des höheren Verbrauchs auch mehr Verschleiss.» Im Gespräch mit den Kunden könne man oft Hinweise geben, wie die Anlagen möglichst effizient zu betreiben sind.
Der Wechsel kommt
Noch die beste Kälteanlage nützt wenig, wenn das Personal vor Ort nicht damit umgehen kann. Eine ideale Anlage skizziert Pancrazio Tondo deshalb wie folgt: «Sie wäre hocheffizient, könnte sehr viele Bedürfnisse erfüllen und wäre dennoch ganz einfach zu bedienen.» Weil eine solche Anlage nicht möglich sein, arbeite man daran, die Zuverlässigkeit und Effizienz stets noch mehr zu steigern, die Komplexität der Anlagen aber beherrschbar zu behalten. Eine grosse Abteilung von Rivacold versucht zudem, neue Trends frühzeitig aufzunehmen und die Produktgruppen entsprechend anzupassen.
Neben der Technik sind natürlich auch die Menschen wichtig. Doch wie steht es um die Offenheit der Kälteinstallateure für grosse Wechsel, wie sie etwa der Boom der CO2-Anlagen mit sich bringt? Tondo differenziert: «Ältere Installateure tun sich mit der neuen Technik zuweilen etwas schwerer als ein junger Installateur, der eben erst seine Ausbildung abgeschlossen hat. Man muss jedoch auch sehen, dass der langfristige Trend von den ‹alten› Kälteanlagen wegweist.» Mit der europäischen F-Gase-Verordnung sei ein gewisser Veränderungsdruck entstanden, da man langfristig wohl nur noch mit Propan oder CO2 arbeiten könne. Wer weiterhin Anlagen bauen wolle, müsse sich deshalb ein Stück weit vom Alten verabschieden und sich mit dem Neuen auseinandersetzen.
Familiäre Atmosphäre
Neue Wege geht man im Unternehmen auch in der Personalrekrutierung. Die bisherige Mund-zu-Mund-Propaganda, mit der etwa die Söhne von Bekannten oder Nachbarn als Lernende gewonnen werden konnten, wird seit kurzem ergänzt. Als Partner der Fachkräfte-Nachwuchs-Initiative «Der coolste Job der Welt» engagieren sich Rivacold-Mitarbeiter ehrenamtlich für die Bekanntmachung des Berufsbildes. Nebst Auftritten an Messen ist hier auch die Zusammenarbeit mit Schulen wichtig. Denn längst nicht alle Schüler und Lehrpersonen kennen den Beruf Kältesystem-Monteur. Indem Mitarbeitende von ihrem eigenen Werdegang erzählen, erfahren so potenzielle Lernende vom Reiz des Berufs.
Derzeit sind im Unternehmen 52 Mitarbeiter beschäftigt, darunter zwei Lehrlinge. Um die bestehenden Fachkräfte zu halten, setzt man bei Rivacold auf gute Löhne und – fast noch wichtiger – ein gutes Arbeitsklima. Mit gemeinsamen Ausflügen und Veranstaltungen wird der Zusammenhalt gestärkt, wichtig ist gemäss Tondo auch eine ausgesprochene familiäre Kultur: «Bei uns spricht man auf Augenhöhe miteinander, grillt auch mal gemeinsam oder trinkt ein Bier.» Ebenso achte man auf gute und zeitgemässe Ausrüstung: «Werkzeuge, Telefone oder Laptops sind auf dem neusten Stand. Unsere Leute sollen sagen können: Hier habe ich alles, was ich brauche, es gibt keinen Grund, von hier wegzugehen.» Auch deshalb sei die Fluktuation seit Jahren sehr tief.
Nationale Unterschiede
Als trinationaler Vertrieb hat Rivacold auch die unterschiedlichen Wünsche und Befindlichkeiten der einzelnen Länder im Blick. In Deutschland und Österreich sind etwa seit Jahren Kühltheken mit Glastüren üblich. In der Schweiz hingegen setzen sich geschlossene Kühltheken nur sehr zögerlich durch. Aus energetischer Sicht bringt dies bekanntlich Nachteile: Offene Theken übernehmen automatisch die Entfeuchtung der Verkaufsräume, die gesammelte Feuchtigkeit aber lässt den Verdampfer vereisen. «Bei offenen Kühltheken braucht es nach unseren Erfahrungen drei bis vier Abtauzyklen pro Tag, bei geschlossenen Theken reicht hingegen ein Zyklus. Der Stromverbrauch ist dadurch deutlich tiefer», sagt Pancrazio Tondo. Warum es ausgerechnet in der Schweiz, die sonst viel Wert auf Energieeffizienz legt, dazu kommt, wisse man nicht: «Trotz der gemeinsamen Sprache gibt es in den drei Ländern sehr unterschiedliche Mentalitäten. Die einen legen Wert auf Regale mit Scheiben, die wollen mehr Regalböden, damit sie mehr Ware in die Theken kriegen.»