Alexander Root, stellvertretender Geschäftsleiter und Prokurist bei der Raab-Gruppe seit 2020, ist Bachelor Professional im Bereich Energie- und Automatisierungstechnik. Des Weiteren verfügt er über Zusatzqualifikationen in den Bereichen Produkt- und Riskmanagement sowie Mitarbeiterführung. Abgerundet wird dies mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung im Bereich Industriemontage, Vertrieb, Marketing, Produktmanagement und Mitarbeiterführung. Seine Stationen vor Raab waren u. a. die Siemens AG, speziell der Klein- und Grossprojekte-Bereich Automation & Drive, sowie Fagus GreCon, mit den Schwerpunkten präventiver Brandschutz und Qualitätssicherungssysteme für die Holzwerkstoffindustrie. (Bilder: zVg)

Der Airjekt 1 Ceramic von Raab verfügt über die Zulassung für gemauerte Kamine ohne Innenrohr.

Neu entwickelte Komponente: Der Filteraufsatz für Zugbegrenzer verhindert bei Biomasseheizungen den Russ-Eintrag in den Aufstellraum.

Interview mit Alexander Root, Raab-Gruppe

«Die Verbrennung von Biomasse hat sich sehr positiv entwickelt»

Das Produktportfolio der Raab-Gruppe umfasst neben zahlreichen Kaminsystemen auch Anlagen zur Wärmerückgewinnung sowie abgastechnische Komponenten. Letzteres steuert das Tochter-Unternehmen Kutzner+Weber bei, auch emissionsmindernde Komponenten wie Feinstaubpartikelabscheider. Alexander Root, stellvertretender Geschäftsleiter bei der Raab-Gruppe, ordnet im Folgenden die wesentlichen Faktoren rund um sauberes Abgas ein.

Alexander Root, welche Erfahrungen haben Sie hinsichtlich der Debatte Biomasse-Feuerstätten und Feinstaub gemacht?

Ein sachlich geführter Austausch ist in jedem Fall hilfreich, denn der Aspekt Feinstaub bei der Verbrennung von Holz, Pellets und Hackschnitzeln darf nicht kleingeredet werden. Aus meiner Sicht ist allerdings zwischen den häuslichen Kamin- und Kachelöfen und den modernen Heizkesseln zu unterscheiden. Eine Pellet-Zentralheizung zum Beispiel hat strenge Werte einzuhalten, daher emittiert sie sehr wenig Feinstaub. Bei den Kamin- und Kachelöfen sehen wir die Betreiber der Feuerstätte als «Nadelöhr» für die Menge der Emissionen. Wird der Ofen mit trockenem Holz bestückt, richtig angeheizt und die Luftzufuhr korrekt eingestellt, entstehen auch bei dieser Verbrennung weniger Emissionen. Der Betreiber ist damit selbst in der Pflicht, seine Feuerstätte korrekt zu betreiben.

In Deutschland haben wir entsprechende Vorgaben, ich verweise in diesem Zusammenhang vor allem auf die BImSchV, die auch für den kleinen Leistungsbereich Grenzwerte definiert. In der Schweiz sieht das anders aus, hier greift der Grenzwert für Feinstaub erst bei Holzfeuerungen mit einer Leistung von mehr als 70 kW, also grössere Anlagen und keine Einzelraumfeuerstätten. Ob die Skepsis gegenüber Holzfeuerungen zunimmt – auch bei Ihnen in der Schweiz gibt es zu bestimmten Zeiten und bei bestimmten Wetterlagen zu viel Feinstaub –, darüber kann ich nur Vermutungen anstellen. Die Frage nach der Energiewende in Bezug auf Luftreinhaltung auf der einen Seite und der Wunsch nach Verdrängung fossiler Energien mit Biomasse dagegen wird in beiden Ländern immer wieder gestellt.

Damit kommen wir schon auf den Punkt: Welche Lösungen kann Raab/Kutzner+Weber für diese Bandbreite anbieten?

Unser Hauptaugenmerk liegt auf den Partikelabscheidern der Airjekt-1-Serie für häusliche Feuerstätten bis ca. 100 kW. Für grössere Anlagen werden in der Regel objektspezifische Lösungen konzipiert, die sich an kaskadierten Lösungen orientieren. In der Schweiz haben wir schon seit vielen Jahren unseren erfahrenen Partner mit der Bartholet AG für Abgassysteme. Das Unternehmen kann das ganze Portfolio der Feinstaubpartikelabscheider liefern und bietet entsprechende Unterstützung und Serviceleistungen an.

Wir haben insbesondere eines gemeinsam – den hohen Qualitätsanspruch. Daher können wir Produkte auf dem Stand der Technik anbieten, wie es auch in der technischen Regel VDI 3670 festgelegt ist. Die Verbrennung von Biomasse hat sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt. Auch in der Schweizer Studie «Immer weniger Feinstaub aus Holzheizungen: Rückgang um zwei Drittel in dreissig Jahren» von 2021 wurde festgehalten, dass die Feinstaubimmission markant gesunken ist, trotz einer höheren Anzahl von mittleren und grossen Holzheizungen. Das ist kein Grund auszuruhen, aber die Erfolge zeigen auch, dass der einheimische Brennstoff nicht so schlecht ist, wie von manchen Gruppen dargestellt wird.

Wie stellen Sie sicher, dass Sie den hohen Qualitätsanspruch dauerhaft erfüllen?

An unserem Standort im bairischen Maisach bei Kutzner+Weber verfügen wir über ein eigenes Labor mit Prüfstand und erfahrene Experten in der Entwicklung und im Musterbau. Zudem werden die Produkte geprüft, auch der Airjekt 1. Der hat seit dem 1. Juli 2020 die VKF-Anerkennung der Schweiz. Wenn ein Partikel-Abscheidegrad von bis zu 90 Prozent angegeben wird, ist das belegt. Da wir aber nicht alle Feuerstätten in ihrer Nutzung und in allen Details kennen können, gibt es in der Praxis Schwankungen. Was die Partikel bis PM10 bzw. 2,5 angeht, ist eine Reduktion um bis zu 90 Prozent erreicht.

Ein anderes Beispiel ist der Filteraufsatz für unsere Zugbegrenzer. Auch der ist ein Ergebnis intensiver Forschung und Entwicklung. Er verhindert bei Biomasseheizungen den Russ-Eintrag in den Aufstellraum, indem er in den Zugbegrenzer eingebaut wird. Der Filtereinsatz besteht aus einer offenporigen, hochtemperaturbeständigen Keramikscheibe. Bei Bedarf kann er einfach mit einer Bürste unter fliessendem Wasser gereinigt werden, beispielsweise im Rahmen der Heizkesselwartung und Kaminreinigung.

Wie nah sind Sie der Zero Emission bereits gekommen?

Die Emission gegen Null zu bringen, das ist der Weg, den wir beschreiten. Daher entwickeln wir beständig an der neuen Generation. Die zukünftige Performance hängt allerdings auch von den Rahmenbedingungen ab, etwa einer Novelle der BImSchV, einer neuen EcoDesign-Richtlinie oder einer DIN Spec 33999. Die letztgenannte Norm legt die Anforderungen an den Prüfaufbau und weitere Details fest, wenn Partikelabscheider unter die Lupe genommen werden. Wenn alle diese Anforderungen auf dem Tisch liegen, können wir zum nächsten grossen Wurf ansetzen. Das Thema bei der Zero Emission ist die ganzheitliche Betrachtung des Systems von der Feuerstätte bis zur Kaminmündung. Hier wird es in der Zukunft auf ein Gesamtsystem hinauslaufen, wenn Zero Emission unter realen Bedingungen das Ziel ist.

Um noch mal auf den Airjekt 1 zurückzukommen: Welche Modelle gibt es und wie unterscheiden sie sich?

Das Grundprinzip, die elektrostatische Abscheidung, ist allen Airjekt-1-Modellen gemeinsam, die Unterschiede bestehen vor allem im Einsatzort. Die Basisausführung Airjekt 1 Basic ist für den Innenbereich und wird über einen Adapteranschluss auf ein Rauchgasrohr montiert. Die zweite Möglichkeit ist, den Airjekt 1 Ceramic unter Dach in der oberen Reinigungsöffnung des Hauskamins einzubauen. Drittens bieten wir mit dem Airjekt 1 Outdoor Top die Variante für die Kaminmündung. Dieses Modell lässt sich auf einem Kaminkopf, einem gemauerten Bestandskamin oder einem Edelstahl-Abgassystem befestigen. Ebenfalls für aussen ist der Airjekt 1 Outdoor DW, er wird in doppelwandige Edelstahlkamine integriert. Und komplettiert wird die ganze Palette dadurch, dass der Airjekt 1 Ceramic jetzt auch für gemauerte, Keramik- und Edelstahl-Kaminee zugelassen ist. Mit diesem Portfolio können wir im Bereich der häuslichen Feuerstätten für praktisch jede Situation die passende Lösung anbieten.

Wie sieht es bei grösseren Anlagen aus? Welche Möglichkeiten bieten Sie hier?

Wenn eine Biomasseheizung mit höherer oder hoher Leistung ausgestattet wird, schaut sich unser Partner Bartholet die Anlage genau an. Es werden zahlreiche Daten erfasst, unter anderem die Leistung und die Dimension des Anschlusses, eventuell vorhandene Einbauten wie Schalldämpfer oder Rauchsauger sowie diverse Werte zur Abgasanlage. Dann wird ein Konzept entwickelt, wie und wo der passende Abscheider installiert werden kann. Hier werden zwei Techniken beleuchtet: 1. Partikelabscheidung und 2. Ausscheidung der Partikel. Die Ausscheidung kann über einen Zyklon oder einen Schwerkraftabscheider erfolgen. Damit lassen sich die Grenzwerte der Luftreinhalte-Verordnung LRV für Holzfeuerungen ab 70 kW einhalten.

Welche Pläne verfolgen Sie bei der Raab-Gruppe, um in Sachen Feinstaub noch besser zu werden?

Natürlich arbeiten wir konstant an Optimierungsmöglichkeiten. Dabei geht es in der Regel um Details, die die Gesamtbilanz verbessern. Vor allem ist aber wichtig, die gesamte Anlage zu sehen, also vom Wärmeerzeuger bis zur Kamineinmündung. Auch wenn die Verbrennungstechnik besser wird, können wir mit unseren Komponenten sicherstellen, dass die Energie bestmöglich genutzt wird. Dafür lassen sich zum Beispiel Nebenlufteinrichtungen oder Rauchsauger einsetzen. Aus meiner Sicht ist hier noch nicht alles ausgereizt.

Neuheiten gibt es beim Airjekt 1 in der sogenannten Glocke, dem Adapter, über den die Elektrode im Abgasstrom installiert ist, und in der Steuer- und Hochvolteinheit. Dieses Bauteil wird weiter optimiert. Ziel ist es, ein möglichst grosses elektrisches Feld zu generieren. Ausserdem ist die Zeit zwischen den Reinigungsintervallen immer weiter zu optimieren, sodass der Betreiber einen möglichst geringen Aufwand hat.

Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation am Schweizer Markt? Haben sich durch den Ukraine-Krieg Verschiebungen ergeben?

Hier hat sich aus unserer Sicht nicht so viel verändert. Der Schweizer Markt ist seit Jahren stabil, verlässlich und planbar. Er wird von der Firma Bartholet hervorragend bedient. Wir verzeichnen ein organisches Wachstum ohne Auf und Ab wie in Deutschland. Hier gibt es keine Förderung für Biomasseheizkessel, und die Installation von Partikelabscheidern im kleinen Leistungsbereich ist häufig auf Eigeninitiative zurückzuführen.

Der Ukraine-Krieg hat uns allen gezeigt, wie verletzlich wir in Sachen Energieversorgung sind. Nach einem sprunghaften Anstieg der Einzelraumfeuerstätten sehen wir in gleichem Mass eine Rückwärtsbewegung. Aus meiner Sicht ist das ein Grund mehr, Biomasse nicht zu verteufeln, sondern mit der richtigen Technik als Teil der Energiewende zu begreifen.

In die Zukunft gedacht: Heuer konnten 125 Jahre Raab gefeiert werden. Wie werden Sie die Erfolgsgeschichte fortsetzen? Welche Themen bewegen das Unternehmen Raab mittelfristig?

Mit den Marken Raab, KW und NET haben wir uns im Markt als einer der führenden Anbieter für umweltschonende und energieeffiziente abgastechnische Systemlösungen etabliert. Das ist der Ansporn, den Weg weiterzugehen, indem wir uns den Veränderungen anpassen. Dazu zählen beispielsweise die Automatisierung von Prozessen, die Digitalisierung und der Einsatz von Robotern. So wollen wir unser Unternehmen zukunftsfit machen und gleichzeitig Arbeitsplätze sichern. Wir nehmen die Herausforderungen an und sehen uns gut gerüstet.