Mit der mittelfristig angedachten Verknüpfung einzelner Netze lassen sich vorhandene Potenziale zur Steigerung der Energieeffizienz weiter nutzen. «Die beiden von uns im Contracting betriebenen Blockheizkraftwerke (BHKW) bilden einen wichtigen Bestandteil der Wärmeversorgung, welche die IBC Energie Wasser Chur bietet», sagt Stefan Illien, Leiter Technik & Netze sowie Mitglied der Geschäftsleitung. Insgesamt werden in der Bündner Kantonshauptstadt sieben verschiedene Wärmenetze durch die Churer Stadtwerke betreut. Die grössere der beiden BHKW-Anlagen befindet sich im Einkaufszentrum City West, einem 2011 eröffneten Komplex mit zwei markanten Hochhäusern, Hotel, Wohnungen und diversen Läden. Das hier installierte BHKW war Bestandteil der Planung und hat dadurch eine optimale Platzierung für die Wärmeversorgung erhalten. Mit einer elektrischen und einer thermischen Leistung von je über 1 MW steht auch für den weiteren Arealausbau von City West genügend Energie zur Verfügung.
Neuer Stadtteil im Westen
Der hier geschaffene neue Stadtteil bietet Arbeitsplätze, Wohnraum und ermöglicht eine weitere Entwicklung der Stadt Chur. Das im Zentrum City West integrierte BHKW überzeugt durch kurze Distanzen zu den Wärmekunden, wurde mit drei zusätzlichen Erdgas-Spitzenlastkesseln und zwei gross dimensionierten Pufferspeichern ergänzt. Hohe Energieeffizienz und die Schaffung der nötigen Redundanz zeichnet diese Anlage besonders aus.
Eine Vielzahl von Energiequellen
Der von der Energiestadt Chur formulierte Energierichtplan setzt auf eine Vielfalt an Energiequellen, jeweils ausgerichtet nach den örtlichen Gegebenheiten. So sollen Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen (WKK) schwerpunktmässig im Gasnetzgebiet zum Einsatz kommen und in der Winterzeit sowohl Wärme als auch Strom produzieren. Bereits heute liegt der Anteil an Biogas im gelieferten Standardprodukt bei 15 Prozent. Diesen Wandel zu erneuerbarem Gas strebt man bei der IBC weiter an.
Sieben verschiedene Wärmenetze
Die IBC Chur AG betreibt auf dem Stadtgebiet sieben verschiedene Wärmenetze. Ein weiteres besteht in Domat/Ems und zwei weitere sind in Planung:
• Anergienetz Chur West (01): Im Gebiet Chur West nutzt man Grundwasser und stellt den Kunden am Anergienetz diese Energie zum Heizen oder Kühlen zur Verfügung.
• Wärmeverbund City West (02): Im Gebiet City West werden neben den zwei Hochhäusern diverse Gebäude mit Abwärme eines Blockheizkraftwerks versorgt.
• Wärmeverbund Haldenstein (03): Als Wärmequelle steht hier eine Holz-Hackgut-Heizung in einer eigens erstellten Zentrale zur Verfügung. Weiter ist eine Holz-Pellets-Heizung dezentral eingebunden.
• Wärmeverbund ARA Chur (04): In der Abwasserreinigungsanlage (ARA) der Stadt Chur wird aus dem gereinigten Abwasser Anergie genutzt. Berühmt und ausgezeichnet wurde die ARA Chur durch das seit 2017 in Betrieb stehende, erste Solar-Faltdach über einer Kläranlage. Es besteht aus einem beweglichen Leichtbausystem basierend auf der Seilbahntechnologie, welche die doppelte Nutzung von bestehenden Flächen ermöglicht. So können die Klärbecken, die aus betrieblichen Gründen jederzeit von oben zugänglich sein müssen, für die Produktion von Solarenergie genutzt werden. Die Überdachung der Becken reduziert gleichzeitig die Algenbildung und somit den Wartungsaufwand der ARA Chur.
• Wärmeverbund Arcas (06): Rund um den Arcas werden 33 Liegenschaften über einen Wärmeverbund mit Fernwärme versorgt.
• Wärmeverbund Kornquader (07): Elf Liegenschaften in der Wohnüberbauung Kornquader nutzen die Wärme eines Blockheizkraftwerks für Raumwärme und fürs Warmwasser. Dieses zweite von der IBC betreute BHKW versorgt neun Mehrfamilienhäuser und ein Kindergarten mit Wärme. Die Anlage zeichnet sich durch eine thermische Leistung von 564 kW und eine elektrische Leistung von 390 kW aus. Übers Jahr ergeben sich daraus eine durchschnittliche Wärmeproduktion von 2.7 GWh und eine Stromerzeugung von 2.0 GWh. Der Gesamtnutzungsgrad liegt bei rund 88 Prozent (38 % elektrisch und 50 % thermisch).
• Fernwärme Chur AG (08): Als Mehrheitsaktionärin führt die IBC die Geschäfte und den Betrieb der Fernwärme Chur AG. Sie nutzt Wärme aus der Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) in Trimmis und versorgt in Chur rund 50 meist grössere Liegenschaften mit Hochtemperatur-Wärme.
BHKW unterstützt Energie-Diversifizierung
Die IBC produziert mit beiden BHKW-Anlagen rund 9 GWh Wärme und 4,6 GWh Strom. Potenzialberechnungen haben ergeben, dass in ihrem Versorgungsgebiet bis zu 20 GWh Wärmeproduktion möglich wären. Netzkombinationen und weitere Energiezentralen, welche die dort zur Verfügung stehenden Energiequellen einbeziehen, könnten sowohl die Diversifizierung unterstützen als auch den weiteren Ausbau der Stadt mit effizienten und auch erneuerbaren Energien versorgen.
IBC Energie Wasser Chur – www.ibc-chur.ch