Seit Jahrzehnten gibt es das extensive Gründach, von manchen Städten auch gefördert, auf Flachdächern gar vorgeschrieben. Aus guten Gründen, denn:
• Grüne Dächer halten das Niederschlagswasser zurück und entlasten damit das öffentliche Abwassersystem.
• Grüne Dächer schützen Gebäude vor Hitze und verbessern das Stadtklima.
• Grüne Dächer schützen vor Temperaturextremen und Strahlung und verhelfen so den Dachabdichtungen zu längerem Leben.
• Grüne Dächer – professionell geplant, ausgeführt und gepflegt – können wertvolle Ersatzlebensräume für Pflanzen und Tiere sein.
• Und ja: wohlgeplante Gründächer sind einfach schöner, attraktiver, sexyer als Kieswüsten oder Nacktdächer.
Dann kam die epochale Erfindung: die Photovoltaik
Erneuerbarer, sauberer Strom vom eigenen Dach und erst noch durch finanzielle Anreize gefördert! Da dachte und rechnete mancher: Auf meinem Dach kann ich Kohle machen; das Gründach kostet ja nur. Also wurden hektarweise Gründächer abgeräumt und durch Solarmodule ersetzt. Voreilig, unnötig und schade! Denn es gibt intelligentere Lösungen …
Die Synthese: das EnergieGrünDach
Unter diesem neuen Namen stellte die Schweizerische Fachvereinigung Gebäudebegrünung SFG 2012 ein neues Konzept vor: aufgeständerte Solarmodule, von artenreicher Vegetation umgeben und unterwachsen. Speichermatten, Pflanzensubstrat und Pflanzenteppiche fixieren die Module. Eine weitere Befestigung ist nur noch in speziellen Situationen nötig. Und bei bestimmten Systemen kann die Vegetation die Stromerträge sogar steigern (siehe übernächstes Kapitel).
Leitplanken für das EnergieGrünDach
Einige wichtige Aspekte sind gleich zu Beginn zu beachten:
• Die statische Belastbarkeit des Daches: Speichermatten, Substrataufbau, Vegetation (nass), sowie Aufständerung und PV-Module bringen etwa 200 kg pro m2 auf die Waage. Für die allermeisten Dächer kein statisches Problem, doch empfohlen wird eine vorsorgliche Abklärung.
• Fast nur Flachdächer eignen sich als EnergieGrünDach. Schrägdächer dagegen sind oft ideale Standorte für die solare Nutzung: PV oder thermische Module, aber ohne Grün. Nach aktuellen Berechnungen der Zürcher Fachhochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW (2019) in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Energie BFE könnte allein auf geeigneten Dächern der Schweiz rechnerisch über 100 % des Strombedarfs unseres Landes erzeugt werden.
• Nur aufgeständerte Module eignen sich für die direkte Kombination mit Grünflächen, so dass eine Pflanzendecke mit 10-20 cm Höhe (max. 25 cm) möglich ist, ohne die Module zu verschatten.
Weitere Anforderungen zu Aufständerungen und Exposition der Solaranlagen, ebenso zur geeigneten Vegetation des Energiegründachs sind aus dem Beitrag ab S. 52 der neuesten Ausgabe von HK-Gebäudetechnik Nr. 7/8-2020 zu erfahren.
Mehr Details für Interessenten unter www.sfg-gruen.ch